Südafrikas Nähe zu RusslandManöver mit russischen und chinesischen Freunden
Die südafrikanische Regierung verbittet sich Kritik aus den USA und der EU. Der Westen könne Südafrika keine Lektionen erteilen.

Auf die eine Seite des Schornsteins haben die Seeleute der Admiral Gorschkow ein Z gemalt und auf die andere ein V, die beiden russischen Zeichen für den von der Propaganda versprochenen Sieg in der Ukraine: Die russische Fregatte liegt derzeit fernab der Heimat, im Hafen der südafrikanischen Küstenstadt Richards Bay.
Der Ort war bisher vor allem für seine guten Surfreviere bekannt. Nun darf die russische Marine hier ihre modernsten Waffen vorführen und zeigen, dass es noch Länder gibt, die an ihrer Seite stehen – oder sich zumindest mit ihr für ein Seemanöver verabreden. «Mosi», also Rauch, heisst die Übung in Südafrika, bei der am Mittwoch die Manöver auf See begannen: Aktionen gegen Seepiraten sollen einstudiert werden. Russland dementierte inzwischen, dass es vor Südafrikas Küste eine Hyperschallrakete testen wolle.
Die hat man hier am Kap von Afrika zwar schon länger nicht mehr gesichtet, aber darum geht es wahrscheinlich auch gar nicht. «Ich bin wirklich stolz darauf, dass wir ausgezeichnete diplomatische Beziehungen zu Ihrem Land unterhalten, das wir als einen geschätzten Partner betrachten», sagte Südafrikas Aussenministerin Naledi Pandor beim kürzlichen Besuch ihres russischen Amtskollegen Sergei Lawrow. Zudem teilte sie mit, Forderungen nach einer Verurteilung des russischen Angriffskriegs seien «infantil».
Marine Südafrikas in sehr schlechtem Zustand
Am Dienstag schaute Präsident Cyril Ramaphosa am Hafen vorbei, am Mittwoch gab der südafrikanische General Andries Mahapa Auskunft über das Manöver: «Denken Sie daran, dass wir uns in Friedenszeiten auf den Krieg vorbereiten müssen», sagte er, was in Südafrika zu Irritationen führte, weil bisher wenig von einer unmittelbaren Kriegsgefahr bekannt ist.
Zudem weiss jeder Südafrikaner, dass die Marine des Landes weitgehend ausser Gefecht ist. Von den einst nach dem Ende der Apartheid gekauften vier Fregatten und drei U-Booten soll sich derzeit keines in einem funktionstüchtigen Zustand befinden. Während Russland und China mit modernstem Material angereist sind, kann Südafrika nur ein Patrouillenboot und ein Versorgungsschiff aufbieten.
Man sei unabhängig, gehöre zu keinem politischen Block, sagt die südafrikanische Aussenministerin Pandor.
Die Regierung versucht, das Manöver als eine normale Angelegenheit dazustellen: Südafrika ist mit Russland und China zusammen in der Staatengemeinschaft Brics. Ausserdem gebe es auch mit Europa und den USA ähnliche Übungen. Man sei unabhängig, gehöre zu keinem der beiden Blöcke, sagte Aussenministerin Pandor, die gleichzeitig aus ihrer Verachtung des «imperialistischen» Westens keinen Hehl macht.
Gemäss einem Bericht des «Economist» soll sie EU-Aussenpolitikchef Josep Borrell erklärt haben, der Westen könne Südafrika keine Lektionen erteilen, weil er dem ANC nie Waffen gegeben habe. Aus der Sowjetunion kamen jedoch Geld und Ausbildung. Dass damals auch die Ukraine Teil der UdSSR war, wird gern vergessen.
Südafrika macht nicht mit bei Sanktionen
Nach einem Bericht der «New York Times» denken einzelne US-Senatoren nun darüber nach, Südafrika von der Liste jener afrikanischen Länder zu streichen, die ihre Waren zollfrei in den USA einführen dürfen. Das wäre ein Schlag für die Autohersteller am Kap, die vor allem in die USA exportieren. Die USA sind vor allem darüber verärgert, dass ein mit Sanktionen belegtes russisches Handelsschiff in Südafrika andocken durfte. Das Schiff soll dort Waffen entladen und möglicherweise auch neue Fracht an Bord genommen haben.
Vor wenigen Tagen verkündete dann der staatliche südafrikanische Flughafenbetreiber, man arbeite gerade daran, dass russische Flugzeuge im Land wieder betankt werden könnten. Wegen der internationalen Sanktionen verweigern private Tankfirmen das. Der Staat springt hier ein. Auch das wird die Beziehungen zu Europa und den USA, den grössten Handelspartnern, nicht verbessern. Die ANC-Regierung arbeitet nach eigenen Angaben bereits an Alternativen: Von Moskau nach Kapstadt soll ein Direktflug eingerichtet werden.
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