Manhattan bei Kerzenlicht
Sandy ist vorbeigezogen, doch noch immer sind sechs Millionen Amerikaner ohne Strom. In New York zeigen sich die Anwohner erfinderisch und helfen sich gegenseitig.
Nachdem der Wirbelsturm Sandy über New York City hinweggefegt ist, beginnt das Aufräumen. Schlamm muss weggeschaufelt, Leitungen müssen geflickt und Wasser muss abgepumpt werden. Die New Yorker packen es an und erobern ihre Stadt zurück.
Richtige New Yorker verkriechen sich nicht. Sechs Millionen Amerikaner sind ohne Strom. Allein vier Millionen davon leben in den Staaten New York und New Jersey. Doch die Betroffenen zeigen sich erfinderisch und helfen sich gegenseitig: Anwohner können ihre Smartphones an einem Generator eines lokalen Theaters im East Village aufladen, Bars veranstalten Candlelight-Abende.
500 Patienten des Bellevue-Spitals nahe dem East River mussten ebenfalls wegen Problemen bei der Stromversorgung in Sicherheit gebracht werden. Das Spital habe nach dem Sturm zunächst mit Notstromgeneratoren funktioniert, dann seien aber auch diese ausgefallen, hiess es.
Wallstreet am Notstrom
Die öffentlichen Verkehrsmittel in New York sollten am Donnerstag und Freitag umsonst zur Verfügung stehen. Damit solle der Strassenverkehr entlastet werden, sagte der Gouverneur des Staates New York, Andrew Cuomo, gestern. Drei von sieben überfluteten U-Bahn-Tunneln seien mittlerweile frei gepumpt worden. Zugleich schwor er die Menschen auf langwierigere Reparaturarbeiten ein. «Wir werden etwas Geduld und Toleranz benötigen», sagte er.
Die Wallstreet nahm mithilfe von Notstromaggregaten den Handel wieder auf. Die drei wichtigsten Flughäfen sollten am Donnerstag wieder in Betrieb gehen, nachdem am grössten von ihnen, dem John F. Kennedy Airport, bereits am Mittwoch wieder eingeschränkt Flugzeuge starteten und landeten.
Die drei Kernkraftwerke in den Unwettergebieten, die im Zuge von Sandy vom Netz genommen wurden, bleiben weiter ausser Betrieb. Lediglich der Reaktor Indian Point im Staat New York solle in den nächsten Tagen wieder ans Netz gehen, gab ein Sprecher der Atomaufsichtsbehörde NRC in Pennsylvania, Neil Sheehan, bekannt.
Blitzbesuch
US-Präsident Barack Obama versprach den Betroffenen bei einem Blitzbesuch im schwer heimgesuchten Bundesstaat New Jersey rasche Hilfe. Priorität habe die Wiederherstellung der Stromversorgung. Mindestens 50 Menschen waren beim Durchzug des Jahrhundertsturms ums Leben gekommen.
«Wir sind für euch hier. Wir werden euch nicht vergessen», sagte Obama. Der Präsident verschaffte sich einen Überblick über das Ausmass der Zerstörungen. Ausserdem sprach er mit Betroffenen. Der Besuch des Präsidenten dauerte rund drei Stunden.
Geborstener Treibstofftank
Viele der insgesamt zehntausend mobilisierten Angehörigen der Nationalgarde versuchten in New Jersey, Sturmopfern zu helfen und Schutt wegzuräumen. In West Virginia mussten die Helfer gegen den Schnee ankämpfen, der sich innerhalb weniger Stunden teilweise über einen Meter hoch aufgetürmt hatte. In Jersey-Stadt wurde wegen befürchteter Plünderungen eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Jenseits des Hudson River warteten noch Tausende auf Hilfe.
CNN berichtete unterdessen von einem geborstenen Treibstofftank in einer Raffinerie in der Ortschaft Sewaren südlich von New York. Ein Grossteil des Diesels sei von einem Auffangsystem absorbiert worden, sagte ein Sprecher der Raffinerie. Genauere Angaben lagen nicht vor. Sewaren liegt an der Atlantikküste.
Wahlkampf geht weiter
Nach der von Hurrikan Sandy erzwungenen dreitägigen Wahlkampfpause will US-Präsident Barack Obama heute sein Wahlkampfprogramm wieder aufnehmen. Geplant sind Stationen in Nevada, Colorado und Wisconsin.
Damit wird vermutlich auch Herausforderer Mitt Romney das Tempo wieder erhöhen. Der Republikaner hatte sich bei seinen Auftritten am Mittwoch angesichts Dutzender Todesopfer durch den Supersturm mit verbalen Angriffen auf den Präsidenten zurückgehalten.
sda/dapd/AFP/fko/mw/chk/kle
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