Malerei von König mit Langzeitfolgen
Bis 3. September zeigt das Kunsthaus in Interlaken gegen 70 Bilder von Franz Niklaus König – darunter auch Lichtbilder, mit denen der Mitinitiant der ersten Unspunnenfeste Tourismuswerbung fürs Berner Oberland machte.
Seit Albrecht von Haller in seinem Gedicht «die Alpen» die Schönheit der Berge und die unverdorbenen Sitten der Alphirten beschrieben hatte, war es in adeligen und grossbürgerlichen Kreisen Europas chic geworden, sich nicht mehr vor dem schrecklichen Gebirge zu fürchten, sondern es zu bewundern und zu bereisen. Doch erst die Unspunnenfeste 1805 und 1808 brachten den Tourismus im Berner Oberland richtig auf Touren.
Wirtschaft gefördert
Von ihren Erfindern waren die Feste als Geste der Versöhnung gedacht zwischen der Berner Obrigkeit und den Oberländern, die nach dem Ende der kurzen, revolutionären Helvetik ihren unabhängigen Kanton Oberland schon wieder verloren hatten. Das politische Ziel erreichten die Festinitianten nicht, aber dafür begründeten sie einen neuen Wirtschaftszweig – auch dank dem Berner Maler Franz Niklaus König.
600 Besucher unterbringen
«Beim ersten Unspunnenfest war König vor allem für die Gästebetreuung zuständig und musste 600 Besucher unterbringen – zu einer Zeit, als es auf dem Bödeli gerade einmal zwei Gasthäuser gab», berichtete Ueli Bettler, OK-Präsident des Unspunnenfestes 2017, am Samstag zur Eröffnung der König-Ausstellung im Kunsthaus Interlaken. «Aber die Oberländer packten die Gelegenheit beim Schopf und begannen, touristische Angebote zu entwickeln.»
Meistens viel Begeisterung
An vorderster Front warb weiterhin Franz Niklaus König – unter anderem auch mit seinen «Diaphoramen», einer Schau aus Transparentbildern, die er mit wechselnder Kerzenbeleuchtung effektvoll in Szene setzte und mit denen er Zuschauer in halb Europa begeisterte. Meistens. Nach einer Privatvorführung in Weimar konnte sich Goethe die Bemerkung nicht verkneifen, die alten Meister hätten für ihre Lichteffekte keine «Lampe dahinter anzünden» müssen. Doch bildungsbürgerliche Bedenken bremsten den Erfolg von Königs Diashow 1820 ebenso wenig wie ein paar Generationen später die Kinematografie.
Das Resultat: König konnte seine Familie ernähren, der Tourismus wurde zum grössten Wirtschaftszweig des Oberlandes, und das Unspunnenfest wird auch 200 Jahre später immer wieder gefeiert. «Wenn das nicht nachhaltig ist!» rief Ueli Bettler und rührte gleich auch die Werbetrommel für das diesjährige Fest, das unter dem Motto «Altes erhalten, Neues gestalten» in den letzten zehn Tagen der Franz-Niklaus-König-Ausstellung vom 26. August bis zum 3. September steigt.
Alt und neu
Wie der Maler König vor 200 Jahren mithilfe von Alphirtentraditionen Neues gestaltete, zeigt das Kunsthaus mit fast 70 Leihgaben aus der ganzen Schweiz – von kleinen Skizzen, Trachtenbildern und serienmässigen Souvenirs aus der Familienwerkstatt König über detailreiche Szenen aus Geschichte und Alltagsleben bis zu grossen Landschaftsgemälden.
Kurator Heinz Häsler dankte den grosszügigen Leihgebern und Sponsoren, den vielen Helfern und der Musikschule Oberland-Ost, die am Kunsthausfest vor der Vernissage Geld für die Abzahlung der neuen Klimaanlage eingespielt hatte, ohne die viele wertvolle Werke dem Kunsthaus nicht anvertraut würden.
Ans Festmotto hielten sich auch Rolf Häsler und Richard Pizzorno, die zur Vernissage «'s Tröimli» und andere volkstümliche Evergreens in coole Jazzklänge übersetzten und mit dem «Unspunner Gloschli-Schwenker» eine lüpfige Ländlerzugabe lieferten.
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag: 15 bis 18 Uhr; Sonntag: 11 bis 17 Uhr. Bis 3. September.Öffentliche Führungen: 25. Juni, 2. und 30. Juli, jeweils 11 Uhr. Sonntagmatinees mit Lesungen und Musik: 13. und 27. August, jeweils 11 Uhr. www.kunsthausinterlaken.ch
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