Magier der Einsamkeit
Das Grand Palais zeigt die erste grosse Retrospektive von Edward Hopper in Paris. Die Ausstellung geht den europäischen Einflüssen nach, die den unverwechselbaren Stil des Künstlers provozierten.
Keiner malte treffendere Allegorien für die amerikanische Seele als Edward Hopper. Einsame Menschen in einer Bar, eine Frau blinzelt bei der Gartenarbeit in die Sonne, eine Frau sitzt in einem Hotelzimmer allein auf dem Bett. Eine neue Ausstellung im Grand Palais in Paris möchte nun eine neue Seite des Amerikaners Hopper zeigen, der sich in frühen Jahren wesentlich beeinflussen liess von der europäischen klassischen Moderne. Künstler wie Edgar Degas oder Rembrandt übten auf den amerikanischen Maler denn auch grossen Einfluss aus.
Die Ausstellung ist auch deshalb besonders, weil es in öffentlichen Sammlungen in Europa kaum Originale von Hopper zu sehen gibt. Dabei sollen seine Reisen nach Paris den Maler wesentlich beeinflusst haben, wie Kurator Didier Ottinger festhält. Dreimal besuchte Hopper die Seine-Stadt – 1906, 1909 und 1910. Er bewunderte die Stadt nicht nur für ihre Schönheit – der aus religiösem Elternhaus stammende Maler fand auch Geschmack an der Boheme, entdeckte in Paris die Liebe und das Savoir-vivre. Künstlerisch liess er sich vor allem von dem beeindrucken, was er als Impressionismus und Postimpressionismus bezeichnet, tatsächlich aber eher dem Fauvismus zugeordnet werden kann, welcher der Flüchtigkeit impressionistischer Darstellungen mit anderen Kompositionen von Farbflächen entgegenwirken wollte.
Zurück in Amerika beginnt er, die Pariser Einflüsse in sein Werk zu integrieren, zum Beispiel im Gemälde «Soir Bleu», das einen Zuhälter, eine Prostituierte und ein Bürgerpärchen zeigt. Doch als er es 1914 dem Publikum präsentiert, wird es als «zu französisch» kritisiert. Hopper lässt das Gemälde daraufhin in seinem Atelier vergammeln, es wird erst nach dem Tod wiederentdeckt. Genau solche und andere weniger bekannte Gemälde sind nun in Paris zu sehen. Mit rund 160 chronologisch ausgestellten Exponaten ist diese erste Schau in Paris auch quantitativ ein künstlerisches Grossereignis.
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