Was geht? Die Ausgehtipps der WocheMännerbilder, die auf den Sondermüll gehören
Experimentelle Schattenmusik, Durchgeknalltes von Dürrenmatt und junger Albtraum-Rap: Die neue Kulturwoche wird abgründig.
Der Rising Star des Rap: Soukey
Die Bernerin Soukey gehört zu den talentiertesten Stimmen des hiesigen Hip-Hop. Sie ist knapp 20 Jahre alt, mutig und experimentierfreudig. Letztes Jahr gewann sie die «Demo of the Year» an der M4Music-Demotape Clinic sowie die Kategorie Lyrics & Beats. Nun ist im Februar ihre EP «Aubtroum» erschienen, die viel Begeisterung auslöst. Es ist eine Zusammenarbeit mit Artbabe, einem Mitglied des Berner Kollektivs Hatepop. «Aubtroum» ist tatsächlich ein traumwandlerisches, aber auch herrlich wütendes, etwas verschlepptes, finsteres, verspieltes Stück Musik: Rap, Trap, Drum ’n’ Bass, Dubstep und doch ganz eigen. Im Rössli gibt es Soukey und Artbabe mit Band zu erleben. (mbu)
Rössli Bern, Donnerstag, 16. März, 21 Uhr
Groteskes im Berggebiet: Dokfilm «Durcheinandertal»

Friedrich Dürrenmatts «Durcheinandertal» ist sein letzter Roman – und womöglich sein durchgeknalltester. Darin kauft eine dubiose Vereinigung das Kurhaus eines abgelegenen Bergdorfs, um reichen Gästen die Armut als Erlebnis zu offerieren. Der Berner Filmemacher Bruno Moll hat den Stoff 2021/22 für die Theatergruppe Valendas adaptiert und zeigt die Probenarbeit nun in einem Dokumentarfilm. Die Schauspielenden aus dem bündnerischen Safiental ziehen in den Interviews Parallelen zwischen Dürrenmatts groteskem Stoff und ihrer eigenen Situation in einem strukturschwachen Landstrich. Festgehalten ist auch das schauspielerische Talent einiger Mitwirkender, die im richtigen Leben Landwirte oder Handwerker sind. (reg)
Kino Rex, Bern, ab 16. März. Vorstellung in Anwesenheit des Regisseurs und mit Gespräch: Donnerstag, 16. März, 20 Uhr
Tanzen statt kämpfen: «Sei kein Mann!» von Kollektiv F

Eher Softie? Oder eher Chuck Norris? Gefühle zulassen? Oder cool bleiben? Das Bild, wie ein Mann zu sein hat, ist oft widersprüchlich. In Werbung, sozialen Medien, Sport oder Filmen erscheinen Männer aber noch immer häufig als dominant, aggressiv und ehrgeizig. Hinter diese Abziehbilder blickt das Kollektiv F in seinem neuen Jugendstück «Sei kein Mann!» (ab 12 Jahren). Die Berner Gruppe, die seit über einem Jahrzehnt Tanzstücke für ein junges und vermehrt auch für ein älteres Publikum kreiert, stellt drei Protagonisten auf die Bühne, die überlegen, welche Arten von Männlichkeit auf den Sondermüll gehören, weil sie auch Männern schaden – und die lieber tanzen als kämpfen. (reg)
Dampfzentrale Bern, Samstag, 18. März, 20 Uhr, Sonntag, 19. März, 17 Uhr (öffentliche Schulvorstellungen: 17./20. März, 10 Uhr)
Der Blueskönig ist in der Stadt
Als Marcus King die Aufnahmen zu seinem neuen Album «Young Blood» letzten Sommer beendete, glaubte er, es könnte sein letztes Werk sein. Der damals 26-Jährige steckte tief in einem Strudel aus Drogen und Depressionen. Doch es kam anders. Er fand eine neue Liebe und tourt jetzt um die Welt. Aufgewachsen mit seinem Vater, dem Bluesmusiker Marvin King, in South Carolina, sog er dessen Plattensammlung förmlich in sich auf und stand mit ihm auf der Bühne. 2020 veröffentlichte er sein Solodebüt «El Dorado», das ihm eine Grammy-Nomination einbrachte. «Young Blood» nun ist ungleich kraftvoll und dringlich, eine Höllenfahrt durch seine Drogen- und Alkoholsucht. Bleischwer und doch federleicht. (mbu)
Bierhübeli, 17. März, 20 Uhr
Ein musikalischer Ganzjahres-Herbst: Die Band November
Zeitsprung in die Achtzigerjahre: In England sorgt gerade eine Band für Furore, die eigentlich nichts anderes tut, als den britischen Nebel zu vertonen, mit einer verhallten Gitarre, die klingt wie eine verwunschene Mandoline. And Also The Trees heisst die Band, am Frontmikrofon fremdelt ein gewisser Simon Huw Jones mit sich und der Welt. Bald ging man mit The Cure auf Tournee, und bis heute gehören AATT zum Wunderbarsten, was die globale Schattenmusik zu bieten hat. Nun hat sich Simon Huw Jones, der seit Jahren in Genf lebt, mit dem Young-Gods-Schlagzeuger Bernard Trontin zusammengetan. November heisst die Band, die noch etwas finsterer und experimenteller zu Werke geht – Poesie noir. (ane)
Mokka Thun, Freitag, 17. März, 21 Uhr
Ritterorden und Juwelen: Die Camerata Bern mit Steven Isserlis

Funkeln tut sie sicher, die Medaille, die der Cellist Steven Isserlis für seinen Ritterschlag zum «Commander of the British Empire» erhalten hat. Sie war es aber nicht, die dem Konzertprogramm «Juwelen» der Camerata Bern unter Isserlis den Titel verliehen hat: Die programmierten Juwelen sind eine Reihe musikalischer Häppchen von Barock bis zeitgenössische Musik. Italienische Eleganz à la Corelli und Boccherini, romantische Reminiszenzen an Italien von Tschaikowski oder die eingehende Auseinandersetzung des schweizerisch-amerikanischen Komponisten Ernst Bloch mit seiner jüdischen Herkunft – aus diesen unterschiedlichen Juwelen lässt sich wahrlich ein farbenfrohes, musikalisches Collier bilden. (mar)
Zentrum Paul Klee, Samstag und Sonntag, 18. und 19. März, jeweils 17 Uhr.
Ein Schlagzeug-Lustgipfel: Jojo Mayer und das Swiss Jazz Orchestra
Wenn Jojo Mayer nach seinen Lieblingsschlagzeugern gefragt wird – was relativ oft geschieht –, dann fällt ein Name ganz bestimmt: Buddy Rich. Er war der Schlagzeuger von Legenden wie Louis Armstrong, Charlie Parker, Miles Davis oder Lester Young, und er gilt bis heute als einer der technisch versiertesten Taktgeber aller Zeiten. Gleiches gilt auch für den Schweizer Jojo Mayer, der schon mit Nina Simone oder Dizzy Gillespie die Bühne teilte. Wenn dieser Jojo Mayer nun also im Bierhübeli im besten Anzug hinter dem Schlagzeug sitzen wird, dann deshalb, weil er zusammen mit dem Swiss Jazz Orchestra ebendiesem Altmeister Buddy Rich huldigen und an die Blütezeit des Big-Band-Jazz erinnern will. (ane)
Bierhübeli, Montag, 20. März, 19.15 Uhr
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