«Sing meinen Song»Wie Dodo und Beatrice Egli zum Traumpaar werden
Heute Abend steht die sechste Folge von «Sing meinen Song» an – mit den neuen Versionen der Jaël-Hits.
Die zweite Staffel hat einige erstaunliche Erkenntnisse an den Tag gebracht.

Das ist eine richtig gute Sendung

Seit Dieter Bohlen in «Deutschland sucht den Superstar» als knallharter Business-Zampano das Demütigungsfernsehen erfunden hat, haben TV-Musikformate einen miserablen Ruf. Zu Unrecht, wie «Sing meinen Song» beweist. Da treffen Musikerinnen und Musiker aus verschiedenen Genres aufeinander, covern die Songs der anderen und nehmen sich gegenseitig Ernst. Merke: Es geht allen besser (auch den Zuschauenden), wenn nicht grundlos jemand zur Schnecke gemacht wird. Hier wird Kreativität und Wertschätzung gefeiert.
… aber Seven ist ein mässiger Gastgeber
Soulsänger Seven scheint ja ein netter Kerl (und ein guter Musiker) zu sein, aber man wünschte sich als Gastgeber oder Gastgeberin eine Person, die imstande ist, das Gegenüber etwas mehr zu Wort kommen zu lassen. Und: Wenn Seven die Musikerinnen und Musiker und ihre Songs vorstellt, dann trieft alles vor Pathos. Er müsste gar nicht jede Emotion hochjazzen, das brauchts gar nicht, die Tränen fliessen in diesem Format sowieso. Aber Chapeau: Der Aargauer hat eine wunderbare Gruppe zusammengestellt.
Männer sind furchtbar emotionale Wesen
Damit wären wir beim Thema: Es fliessen sehr viele Tränen – der Rührung. Klar, Schlagerstar Beatrice Egli ist nah am Wasser gebaut, doch die Männer stellen alles in den Schatten. Seven musste gleich zweimal ansetzen beim Kunz-Cover «Üses Lied», weil er kurz hinters Büschli weinen gehen musste. Einfach, weil der Text ihn so mitnimmt. Als er den Song zum Besten gab, kullerten auch beim Komponisten die Tränen, und am Schluss wurde umarmt, dass die angesteckten Mikrofone überschlugen. Auch Dodo und Adrian Stern gehen gerne in Tränen auf. Dagegen sind die Bernerinnen Ta’shan und Jaël fast schon abgebrüht unterwegs. Wobei besonders Jaël mit ihrer schlicht ergreifenden Stimme die Emotionen auf die Bühne bringt wie keine andere in der Runde.
Jaël kann auch anders
Apropos Jaël: An dieser Stelle muss die bisher verblüffendste Nummer erwähnt sein. Die Bernerin hat in Folge 2 Beatrice Eglis «Wir leben laut» auf Englisch übersetzt und daraus die 80er-Rock-Nummer «We are alive» gemacht. Jaël, die sich ansonsten gerne in melancholischen Sphären bewegt, dreht voll auf. Und sie zeigt, dass sie mit ihrer Stimme auch so richtig rocken kann. Öffnender Refrain, offene Herzen, das ist ein Song zum Autofensterrunterkurbeln.
Denen ist es richtig Ernst
Das Niveau der Covers ist wirklich hoch. Das liegt sicher daran, dass mit Jaël, Adrian Stern, Seven oder Dodo sehr erfahrene Sängerinnen und Produzenten dabei sind, die in dieser Gruppe die Messlatte hoch legen. Kunz entpuppt sich als Singer-Songwriter, der mit scheinbarer Leichtigkeit aus allem etwas Eigenes macht. Ta’shan, die Newcomerin aus Münsingen, haut erstaunlich abgeklärt ihre Songs auf die Bühne. Wenn Beatrice Egli singt, wird aus allem Schlager, und sie wird geliebt dafür, zu Recht, auch wenn dem Rest der Runde ihr Stil am weitesten entfernt ist.
Traumpaar Beatrice Egli und Dodo
Die überraschendste Erkenntnis in der zweiten Staffel «Sing meinen Song» betrifft die beiden Protagonisten, die am weitesten voneinander entfernt schienen: Dodo und Beatrice Egli. Hier der urbane Produzent – dort die Schlagerfrohnatur. Doch die beiden verstehen sich prächtig, trotz unterschiedlichster Auffassungen von Musik. Mit ihrer Wertschätzung verkörpern sie den Geist der Sendung. Egli hat aus Dodos «Heb dure» die Deutsche-Schlager-Stadion-Hymne «Halt durch» gezimmert, die einem das Toupet wegbläst. Und Dodo macht aus «Sie» einen Reggae-Track, in dem er sein komödiantisches Talent durchblicken lässt.
Der gegenseitige Respekt, den man in der Sendung spürt, ist echt. Heute schauen die Stars die neuste Sendung zusammen, wie Posts in den sozialen Medien zeigen.
Das darf nie mehr aufhören
Wie geht es weiter? In der Folge 6 werden Jaëls Songs neu vertont, danach ist noch Seven dran – und in der letzten Folge stehen Duette auf dem Programm. Das Ganze wird also noch ein wenig ausgereizt. Die Zukunft lässt der Sender TV24 offen. «Ob wir eine weitere Staffel produzieren werden und falls ja, welche Gäste auf dem legendären Sofa Platz nehmen, verraten wir erst zu einem späteren Zeitpunkt», heisst es auf Anfrage. Auch wenn die Zuschauerzahlen noch nicht veröffentlicht werden: Die Quoten sind fantastisch, die vierte Folge hat TV24 gar einen Rekord-Publikumsanteil erzielt. Rein gar nichts spricht gegen eine dritte Staffel. Ausser vielleicht die Frage: Welche Schweizer Musikerinnen und Musiker sind in der Lage, das zu toppen?
«Sing meinen Song – das Schweizer Tauschkonzert». Mittwochs um 20.15 Uhr, TV24
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