Lyss stemmt sich weiter gegen Asylzentrum
Am Informationsabend zum geplanten Bundesasylzentrum in Lyss kritisierte Gemeindepräsident Andreas Hegg den Bund.

Gut möglich, dass es an der Hitze lag, dass die Lysserinnen und Lysser am Mittwochabend nur vereinzelt den Weg ins Hotel Weisses Kreuz fanden. Das dürftige Interesse an der dort stattfindenden Veranstaltung erstaunte insofern, als es dabei um ein Thema ging, das im Städtchen in den vergangenen Monaten eigentlich durchaus hitzig diskutiert wurde: das geplante Bundesasylzentrum auf dem Kasernenareal. Ab 2025 soll es kommen – und Lyss damit zur einzigen Gemeinde der Schweiz machen, die gleich zwei Bundesasylzentren erhält (siehe Kasten).
Zur Veranstaltung eingeladen hatte die Gemeinde. Sie wollte der Bevölkerung damit die Möglichkeit bieten, sich über das Thema zu informieren und Unklarheiten zu den geplanten Zentren zu beseitigen. Je ein Vertreter des Kantons und des Bundes sollten dabei vor Ort allfällige Fragen klären. Sollten. Denn die Einladung der Gemeinde wurde offenbar von beiden Seiten ausgeschlagen – wegen des laufenden Verfahrens. «Wir sind sehr enttäuscht darüber», sagte Andreas Hegg (FDP) zur Absage.
Der Lysser Gemeindepräsident schien sich die Abwesenheit der Hauptverantwortlichen jedoch gleich zunutze zu machen, um deren vermeintlich unfaires Vorgehen zu betonen. Seit Jahren leiste Lyss bei der Unterbringung von Asylsuchenden ihren Beitrag, sagte Hegg in Bezug auf das kantonale Durchgangszentrum, das seit 1999 betrieben wird. «Noch nie haben wir dafür aber vom Bund oder vom Kanton ein Merci erhalten.»
Und jetzt, da die Armee die Kaserne von Lyss nach Thun zu verlegen plant und dadurch Platz frei werde, wolle man der Gemeinde sogar noch ein zweites Zentrum aufbrummen. Dass nebst Lyss kein anderer Standort für ein entsprechendes Zentrum infrage komme, bezweifelt Hegg. Dies, zumal er vom Bund nie gehört habe, welche anderen Alternativen überhaupt noch geprüft wurden.
Heggs Hoffnungen liegen nun beim Kanton. Dieser wird bis zum 4. Juli dem Bund seine Ansicht zu den Plänen mitteilen. «Ich erwarte vom Kanton, dass er uns unterstützt und dem Bund das Vorhaben ausredet», so Hegg.
Sollte dies nicht der Fall sein und Lyss auf dem Sachplan Asyl bleiben, hätte Hegg mit einem alten Kaufvertrag immer noch einen Trumpf im Ärmel. Dass dieser im Notfall stechen würde, darüber scheint man sich in Lyss offenbar ziemlich sicher zu sein. Bei der Fragerunde war das Interesse der Anwesenden jedenfalls verschwindend klein.
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