Literatur und Chorgesang
Im Rahmen des dreitägigen Literaturfestivals «Literarischer Herbst Gstaad» fand in der Kirche Zweisimmen ein multikultureller Anlass statt.

Die Lesung wurde musikalisch umrahmt. Unter der Leitung von Klaus Burkhalter und am Klavier begleitet von Matthias Kipfer und Reto Reichenbach sang der Cantate-Chor Zweisimmen Lieder von Hans Huber und Gioachino Rossini. Wie Moderatorin Liliane Studer in ihrer Einleitung betonte, ist die Öffnung in andere Kulturbereiche ebenso ein Anliegen des Festivals wie das vermehrte Ansprechen der Jugend für die Literatur.
So fanden sich im Publikum denn auch zwei Gymnasialklassen ein; teilweise setzten sich die Schülerinnen und Schüler zuvor in einem Workshop mit dem Autor Michael Hugentobler und seinem Buch auseinander.
Ebenfalls ist es Brauch, dass sich der «Literarische Herbst Gstaad» mit der frankofonen Seite, der Literatur aus der welschen Nachbarschaft, beschäftigt. So wurde das Buch «Autopsie des Vaters» von Pascale Kramer einerseits in der deutschen Übersetzung von Liliane Studer gelesen, andererseits in der Originalsprache Französisch von der Autorin selbst.
«Weil wir das alle tun: Lügen»
Korrespondierte Hubers Musik ausgezeichnet mit Kramers Text, so passten Rossinis südliche Sonne und die Leidenschaft bestens zum Erstlingswerk von Michael Hugentobler. Reto Reichenbach spielte temperamentvoll und riss steigernd den Chor mit.
Temperamentvoll und abenteuerlich ist auch der Text in Hugentoblers Buch «Louis oder der Ritt auf der Schildkröte», die Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit Mitte des 19. Jahrhunderts beruht.
Moderator Lucas Marco Gisi umschrieb den Protagonisten im ersten Roman des «Tages-Anzeiger»-Reporters Hugentobler als «Weltenbummler, Abenteurer und Lügenbaron, dessen Reisen in einen Skandal münden». Hugentobler selbst sagt dazu: «Die Lüge ist das, was interessiert, weil wir das alle tun – wenn wir ehrlich sind.»
Lachen beim Schreiben
Offenbar bereitete ihm das Schreiben Spass, denn er gesteht: «Während des Schreibens musste ich selber lachen; beim Reportageschreiben tue ich das nie.» Auf die Frage eines Gymnasiasten, ob er die Reise seines Buchhelden selber nachvollzogen habe, bedauerte Hugentobler, dass ein solch umfangreiches Unterfangen wohl von keinem Verleger bezahlt worden wäre.
Die Lesung und das Kreuzverhör mit dem Publikum waren bestechend witzig und schlagfertig und weckten die Lust auf mehr. Immer wieder gibt der «Literarische Herbst Gstaad» Impulse fürs Lesen. Und angesprochen fühlen sich Leser eines jeden Alters.
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