Wirtschaft in Thun und OberlandLieferzeiten kaum planbar, Lehrstellen unbesetzt
Eine Umfrage des Verbands Wirtschaft Thun Oberland zeigt: Jedes zweite Unternehmen rechnet derzeit mit Umsatzstagnation. Und viele Lehrstellen – auch im kaufmännischen Bereich – können nicht besetzt werden.

Zweimal pro Jahr führt der Verband Wirtschaft Thun Oberland bei seinen Mitgliedern eine Umfrage
zur aktuellen wirtschaftlichen Situation durch. Bislang waren die Ergebnisse deutlich – und positiv
bezüglich Auslastung und Wirtschaftlichkeit, schreibt der Verband. Die Auswertung der aktuellen Umfrage zeige:
Zahlreiche Firmen sind besorgt – und sehen weniger positiv in die nahe Zukunft.
Rund die Hälfte aller Mitgliederunternehmungen aus Industrie, Bau, Baunebengewerbe, Handel und Dienstleistungen hätten ihre Statements abgegeben. Bei der Frage der Umsatzentwicklungen rechnet ein Drittel der Firmen noch mit Umsatzwachstum, genau die Hälfte erwartet aber eine Stagnierung, und 17 Prozent rechnen mit sinkenden Umsätzen. Zum ersten Mal wurde bei den Mitgliedern nachgefragt, auf welchem Umsatzstand die Firma gegenüber der Vor-Corona-Zeit stand: 32 Prozent gaben an, dass unterdessen mehr Umsätze erzielt werden konnten als vor der Pandemie. 56 Prozent der Befragten haben 80 bis 100 Prozent der 2019-Umsätze wieder erreicht. 6 Prozent der Unternehmungen erreichten indes weniger als 50 Prozent der früheren Auftragserlöse.
Lehrlinge gesucht
Verschärft habe sich die Beschaffungssituation, Lieferzeiten seien kaum mehr planbar. 85 Prozent der Firmen beklagen eine massive Kostensteigerung der Ressourcenbeschaffung. Die Inflation hat somit auch die Region Thun erreicht. Eine Entspannung sei nicht in Sicht, obwohl nur ein Viertel der Firmen angegeben haben, dass der Ukraine-Konflikt einen direkten Einfluss auf ihre Geschäftstätigkeit hat, steht im Communiqué.
Im Bereich Arbeits- und Ausbildungsstellen hat sich die Situation gegenüber der Umfrage vom November 2021 noch etwas verschärft. Für diesen Sommer sind bei vielen Unternehmen noch zahlreichste Lehrstellen unbesetzt. Neben den handwerklichen Berufen, die bislang vor allem betroffen waren, sind neu auch KV-Berufe oder administrative Stellen in Büros betroffen. Auch Ärztinnen, Finanzinstitute und IT-Spezialisten suchen nach Nachwuchskräften.
Die Resultate der Umfrage würden unter anderem zeigen, dass sich «die Unternehmerinnen und Unternehmer in Thun und Region ihre Aufgaben nach bestem Wissen und Gewissen ausüben und bei Herausforderungen rasch und umgehend nach Lösungen suchen». Die steigenden Meldungen von Firmenkonkursen sorgen aber für Unwohlsein. Viele seien sich nicht sicher, wie sich die Situation unter weiterhin erschwerten Bedingungen und mit Blick auf Herbst/Winter 2022 entwickelt.
Die nächste Konjunkturumfrage des Verbands Wirtschaft Thun Oberland findet im Spätherbst 2022 statt. Dann werden zusätzlich die Lohnmassnahmen erfasst.
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