Lieber einmal zu viel grüssen
Für die BZ-Sommerserie Stadt-Land schreiben drei Redaktorinnen über ihren Wohnort. Heute Marina Bolzli über Zimlisberg bei Rapperswil
Wohlverstanden, ich bin ein Fan vom Grüssen. Ich grüsse gern und oft. Seit ich auf dem Land lebe sogar lieber einmal zu viel als einmal zu wenig. Und auch auf grosse Distanz, dann winke ich mit dem ganzen Arm und brülle so laut, dass ich mich danach kurz räuspern muss, um nicht heiser zu werden.
Hauptsache, ich habe es versucht. Denn grüssen ist hier nicht Option, es ist Pflicht. Und eine Pflichtversäumung wird geahndet. Sie spricht sich sofort herum, man hat dann den Ruf von einer, die «ke Schnurre abenang» kriegt. Das weiss ich – natürlich – nicht aus eigener Erfahrung, sondern aus Nachbarschaftsgesprächen.
Nachbarschaftsgespräche sind etwas Schönes. Sie finden immer dann statt, wenn man sich im Dörfli zufällig begegnet. Ausreden gelten nicht. Mindestens ein kurzer Austausch über das Wetter ist erwünscht. Oft kommt man aber auf ganz anderes zu sprechen. Und das sind entweder die nicht anwesenden Nachbarn oder der Garten. Dank unseren nächsten Nachbarn habe ich einen grossen Teil meines Gartenwissens erworben. Und auch den ersten Steckknoblauch hat der alte Nachbar mir gegeben, die Kinder und Kindeskinder des Gewächses sind auch Jahre später noch in meinen Beeten.
Apropos Kinder: Die Kinder bekommen beim Nachbarn Rüebli direkt aus dem Beet, Himbeeren, eine Birne, einfach immer das, was gerade reif ist. Sie füttern mit ihm die Hühner oder sitzen auch mal einfach nur neben ihm auf dem Bänkli vor dem Haus. Sie sind definitiv grosse Fans von unserem Nachbarn. Und ich auch.
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