Levrat kündigt Rücktritt als SP-Parteichef an
Der Freiburger Ständerat gibt die Parteileitung ab, wie er in einem Interview erklärt.

SP-Chef Christian Levrat tritt im kommenden Frühling nach zwölf Jahren an der Spitze der Partei ab. Er werde nicht für eine weitere Amtszeit kandidieren, sagte der 49-jährige Freiburger Ständerat in Interviews mit den Zeitungen «Blick» und «La Liberté» vom Dienstag.
Seine Nachfolgerin oder sein Nachfolger soll am Parteitag Anfang April in Basel bestimmt werden (lesen Sie hier, welche Namen im Rennen um den SP-Chefposten schon genannt werden). Der Jurist und dreifache Vater aus Vaudens steht der SP Schweiz seit 2008 vor. Der dreifache Vater ist damit der amtsälteste Parteichef.
Er sei bald zwölf Jahre im Amt mit viel Freude und Energie, sagte Levrat der Freiburger Zeitung «La Liberté». Die Tätigkeit ermüde aber sowohl auf politischer Ebene als auch persönlich. Man müsse wissen, wann es Zeit sei, den Stab weiterzugeben.
«Meinen Abgang im Frühling haben wir schon lange beschlossen. Bereits Anfang 2019 haben wir darum den Parteitag von November 2020 auf April vorgezogen», erklärte Levrat dem «Blick».
Mit Levrat verabschiedet sich der amtsälteste Parteichef der jüngeren Schweizer Politgeschichte. Seit 2008 führt er als Nachfolger des Schaffhausers Hans-Jürg Fehr die SP, und er hat diese Partei wohl geprägt wie niemand sonst im 21. Jahrhundert (lesen Sie hier was Christian Levrats Erfolgsrezept ist – und warum er trotzdem die Wahlen verloren hat).
Noch vor diesem Oktober durfte er hoffen, auf einem Höhepunkt abzutreten. Die SP hatte zuvor in verschiedenen kantonalen Wahlen gut abgeschnitten. Nach dem schlechten Ausgang der nationalen Wahlen (minus 2 Prozentpunkte, mehrere Sitzverluste) wird sein Abschied bitterer: Zwar hat der 49-Jährige sachpolitisch viel erreicht. Er wird aber auch als jener SP-Präsident in Erinnerung bleiben, der das schlechteste Wahlresultat der Parteigeschichte zu verantworten hat. Dies wurde mit dem enttäuschenden Resultat vom Sonntag bei der waadtländer Ständeratswahl untermauert: Die SP verlor ihren jahrelangen Sitz im Stöckli.
Wahl von Widmer-Schlumpf als Höhepunkt
Als einer seiner wichtigsten Erfolge mit dem grössten Einfluss auf die Schweizer Politik nannte Levrat in den Interviews die Wahl von BDP-Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf im Jahr 2007, die den amtierenden SVP-Magistraten Christoph Blocher aus der Landesregierung drängte. Levrat war massgeblich an dem Schachzug beteiligt.
Für die Zukunft fordert Levrat seine Partei auf, geeint zu bleiben und «die notwendigen Reformen in den Bereichen Gesundheit, Renten, Europa und Klima durchzuziehen», anstatt «in die Abgründe der Selbstbeobachtung einzutauchen». Er betonte: «Durch Politik werden wir Wahlen gewinnen, nicht nur durch Selbstbeobachtung.»
Die SP-Delegierten haben an der Versammlung vom 30. November ein erstes Mal Gelegenheit, über die Parteiführung zu sprechen. Entscheide für die nächsten vier Jahre werden aber erst im Frühjahr gefällt, am Parteitag vom 4. und 5. April in Basel. Dann werden die Delegierten auch den Präsidenten oder die Präsidentin für die nächsten zwei Jahre wählen.
Der Ruf nach einer jungen Frau
Unmittelbar nach den Wahlen blieben Rücktrittsforderungen noch aus. Viele Parteimitglieder hielten das schlicht nicht für nötig: Zu klar war für die meisten, dass die Ära Levrat zu Ende geht. Levrat selber kündigte nach dem 20. Oktober an, man werde die Ergebnisse in den nachfolgenden Wochen «selbstkritisch hinterfragen» und dabei auch die personelle Zukunft der Partei erörtern. Vor einigen Tagen freilich veröffentlichte die frühere Nationalrätin und heutige Zürcher Regierungsrätin Jacqueline Fehr in der linken Zürcher Zeitung «P.S.» einen Gastbeitrag mit dem Titel «Gemeinsam wachsen». Darin heisst es: «Wir brauchen einen Wechsel an der Spitze. Das Gesicht der SP Schweiz muss in den kommenden Jahren weiblich und jung sein.»
Auch wenn man Levrat intern viele Verdienste anrechnet, auch wenn Fehrs offene Attacke die Ausnahme blieb: Der Wunsch nach einem Führungswechsel wurde zuletzt hinter vorgehaltener Hand immer deutlicher geäussert. In den letzten zwölf Jahren unter Levrats Ägide sei die Partei zu männlich gewesen, zu welsch – und Levrats Führung oft auch zu dominant.
Da mit Fraktionschef Roger Nordmann nach wie vor ein Mann eine Spitzenposition in der Partei besetzt, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass nun eine Frau Levrats Nachfolge antreten wird.
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