Leuenberger soll de Wecks Wahl beeinflusst haben
Der neue SRG-Chef sei ganz nach dem Geschmack des Medienministers, schreiben zwei Sonntagszeitungen. Die beiden hätten sich vor der Wahl gar bei einem Glas Wein getroffen.

Der SRG-Verwaltungsrat hat das Anforderungsprofil für den neuen Chef der Organisation im letzten Moment geändert. Das berichten heute «Sonntagszeitung» und «NZZ am Sonntag». Es habe eine «Akzentverschiebung» weg von der Führungserfahrung und hin zur Publizistik gegeben, bestätigt der Verwaltungsratspräsident der SRG, Jean-Bernard Münch, gegenüber der «NZZ am Sonntag». Neu sollte also in erster Linie ein Publizist und nicht ein Manager SRG-Chef werden. Beide Zeitungen berichten, die Änderung des Stellenprofils sei erst ganz zum Schluss erfolgt.
Die «Sonntagszeitung» berichtet, die Anforderungen an den neuen SRG-Chef seien vom Findungsausschuss des Verwaltungsrats nach einem Treffen von Bundesrat Moritz Leuenberger mit Roger de Weck im Zürcher Schiffbau neu definiert worden. Die «NZZ am Sonntag» berichtet ebenfalls von dem Treffen der beiden langjährigen Bekannten am 9. Mai. Leuenberger und de Weck hätten gemeinsam Wein getrunken und sich «offenbar prächtig» verstanden. Leuenbergers Sprecher Daniel Bach hat das Treffen bestätigt, es jedoch als «zufällig» bezeichnet.
Wahl treffen die Delegierten
Sowohl «Sonntagszeitung» als auch «NZZ am Sonntag» beschreiben die Vermutung, dass Bundesrat Leuenberger «seinem Favoriten zur Wahl verholfen» («NZZaS») beziehungsweise «direkten Einfluss auf die Ernennung» genommen («SoZ») habe. Leuenberger hat schon mehrfach öffentlich seine Sorge um das Qualitätsniveau des Schweizer Fernsehens zum Ausdruck gebracht.
Den SRG-Chef wählen die Delegierten der Gesellschaft auf Vorschlag des Verwaltungsrats. Der Bundesrat hat offiziell keinen direkten Einfluss, allerdings sind zwei SRG-Verwaltungsräte vom Bundesrat bestimmt. Es sind dies zurzeit der frühere Post-Chef Ulrich Gygi und Hans Lauri. Gygi sagt gegenüber der «NZZ am Sonntag», er sei weder vom Bundesrat noch von jemand anderem instruiert worden. Auch Leuenbergers Sprecher Bach dementiert eine direkte Einmischung seines Chefs ins SRG-Wahlverfahren. Leuenberger sei über die beiden letzten Kandidaten informiert worden, mehr nicht.
Kritik von den Bürgerlichen
Öffentlicher Hauptkritiker des Wahlverfahrens ist bislang Hans-Peter Rohner, Chef von Publigroupe. Rohner hatte sich selber um den SRG-Chefposten beworben. Rohner ist nach eigenen Angaben aufgrund des ursprünglichen Stellenprofils angefragt worden, wie er bereits gegenüber der «Mittelland-Zeitung» und jetzt gegenüber der «NZZ am Sonntag» sagte. Er will jetzt wissen, wer das Profil zu welchem Zeitpunkt geändert hat. Einige der Kandidaten, so Rohner, hätten sich wohl nicht gemeldet, wäre ihnen bewusst gewesen, dass die SRG in erster Linie einen Journalisten suche.
Kritik kommt auch von bürgerlichen Politikern. So will SVP-Nationalrat Ulrich Giezendanner laut «Sonntagszeitung», dass Bundesrat Leuenberger «seine Beziehung zu de Weck und die Gründe für das Treffen vor der Wahl» offenlege.
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