Lernen im Apple-Tempel
Der kalifornische Milliardenkonzern hat soeben das beste Geschäftsergebnis seiner Geschichte abgeliefert. Mit seiner aufdringlichen Nähe zu Bildungsinstitutionen will er dafür sorgen, dass das auch so bleibt.

Um Absatzprobleme muss sich Apple bekanntlich keine Sorgen machen. Erst vor wenigen Tagen hat der i-Konzern neue Rekorde beim Verkauf seiner Phones und Pads verkündet. Und auch mit gewöhnlichen Computern und Notebooks verdient Apple immer mehr Geld.
Die Kalifornier sind Meister des Designs und der Vermarktung: Die Produkte mit dem angebissenen Apfel sind Kult – im wahrsten Sinne des Wortes. Das Release eines neuen iPhones nimmt regelmässig und rund um den Globus quasi-religiöse Züge an. Die Apple-Shops nehmen den Charakter von Tempeln an, zu denen Tausende pilgern. Steve Jobs ist mittlerweile tot – und damit vom Propheten zum Heiligen geworden.
Hinter den Kulissen
Das ist der sichtbare Teil des Erfolges. Doch auch hinter den Kulissen setzt Apple alles daran, die Macht des Apfels auszuweiten. Derzeit liegt der Marktanteil des Betriebssystems Mac OS X weltweit bei rund 6 Prozent – bei den mobilen Geräten ist er natürlich um ein Vielfaches höher.
Vor einer Woche wurde bekannt, dass Apple in den USA auf den Markt für Schulbücher drängt. Amerikanische Kinder sollen künftig auf dem iPad lernen können – eine Schulbuch-App kostet 15 Dollar. Multimediales Lernen mache mehr Spass, so Apple. Und die Kinder müssten weniger Gewicht mit sich herumtragen. Das sind zwei von mehreren Argumenten, die hier nachzulesen sind.
Nähe zum Bildungswesen
Die Nähe zum Bildungswesen ist eine Konstante in Apples Unternehmensgeschichte. In Schweizer Informatikunterichtszimmern standen schon vor 20 Jahren diese kleinen grauen Türmchen namens Macintosh. Dieser Tage macht im Internet ein Bild die Runde: Ein Hörsaal voller Studenten, jeder einen Mac vor sich. Ob es als virale Werbung bewusst direkt oder indirekt von Apple in Umlauf gesetzt wurde, lässt sich nicht eruieren. Fest steht aber, dass das Bild nicht neu ist. Es stammt aus dem Jahr 2007 und zeigt eine Klasse an der Missouri School of Journalism.
Deren Name taucht wiederum auf der offiziellen Website von Apple auf. «Der Mac verändert die Art und Weise, wie wir Journalismus unterrichten», wird der Vorsteher des Instituts zitiert. Die Schule setzt voll und ganz auf Mac und empfiehlt ihren Studenten explizit, sich mit Apple-Geräten auszurüsten. «Letztes Jahr haben sich 99,5 Prozent der Neueinsteiger für Apple entschieden», heisst es auf der Website der Schule. Macs seien kaum anfällig auf Viren und brächten standardmässig alle Programme und Funktionen mit, die für die moderne Medienbearbeitung nötig seien.
Mag sein, dass Apples Geräte die Welt einfacher machen – oder zumindest weniger kompliziert, als sie sein könnte. Fest steht: Wer Kinder schon im frühen Schulalter auf Apfel trimmt, der hat grosse Chancen, dass sie auch als Erwachsene mit eigenem Portemonnaie daran festhalten. Auch Journalisten, die ihr multimediales Handwerk auf Macs lernen, dürften sich daran gewöhnen. Ob es sie weniger kritisch gegenüber dem Milliardenkonzern macht, steht auf einem anderen Blatt geschrieben.
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