Hoch über dem Nebelland
Die Tour zum höchsten Gipfel des Berner Juras, dem Chasseral, ist zwar schweisstreibend, bietet aber reizvolle Ausblicke übers Mittelland –das gerade im Herbst gerne zum Nebelland wird.

Im Tal unten will sich das Nebelmeer nicht auflösen, das Mittelland ist eine einzige trübe Suppe, hier oben aber ist es warm und sonnig. Auf den Weiden von Prés-d'Orvin grasen zottelige Highland-Rinder mit ausladenden Hörnern. Ihre modern anmutenden Ponyfrisuren verdecken ihnen weitgehend die Sicht, scheinen aber die Ausbildung ihres Geruchssinns befördert zu haben, denn sie wittern die Wanderer schon von weitem und schnuppern mit Interesse in ihre Richtung.
Über Wiesen und durch Wälder gehts hoch zur Métairie de Prêles, wo die zotteligen Kerle auf dem Teller landen, und weiter zur Ranch Les Colisses-du-Bas, die mit Präriebisons eine Nische entdeckt hat. Nach dem Abstecher zu den Bisons steigen wir hoch zum Clédar de Pierrefeu. Hier haben wir einen schönen Blick auf den Mont Sujet, der zwischen dem Chasseral und dem Bielersee liegt – ein hübsches Plätzchen für eine Rast.
Riesige Windräder
Die Besenwirtschaft von Les Colisses-du-Haut ist leider geschlossen. So folgen wir weiter dem Jurahöhenweg; weil dieser leicht südlich der Krete verläuft, sind wir geschützt vor Böen und Windstössen – von denen wir freilich noch nichts ahnen. Fast sommerlich ist es hier, während sich drüben auf dem Mont Soleil die riesigen Windräder unablässig drehen.
Den Sendeturm des Chasseral sehen wir schon von weitem, zum Greifen nah scheint er, was sich aber als Täuschung entpuppt: immer noch eine Kuppe ist zu überwinden. Oben angekommen, pfeift uns ein derart garstiger Wind um die Ohren, dass wir nicht lange verweilen. Arktisch mutet die Bise an, und auf der Besucherterrasse lesen wir, dass die Swisscom-Mitarbeiter im Sendeturm bisweilen festgesetzt sind, wenn draussen der Sturm tobt. Da wir nicht wie Don Quijote gegen die Windmühlen kämpfen wollen, verziehen wir uns rasch abwärts Richtung Hotel. Der Parkplatz dort mit den vielen Autos und Motorrädern, der eisige Wind und das triste Selbstbedienungsrestaurant machen uns dann doch noch fast zum Ritter von der traurigen Gestalt – aber nur vorübergehend.
Der Busfahrer, den wir fragen, ob er nach St-Imier fährt, antwortet trocken: «Il paraît.» Es scheint so. Tatsache ist: Wir haben Glück gehabt, dass er fährt. Denn sonst hätten wir nach Les Savagnières wandern müssen, und dann hätten wir wirklich aus dem letzten Loch gepfiffen.
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