Heiraten Ja – aber ohne Gottes Segen
Die Zahl der kirchlichen Trauungen hat in den letzten 20 Jahren in der Schweiz um 60 Prozent abgenommen. Vor allem Katholiken zieht es weniger vor den Altar.

Zwar liegt das Heiraten im Trend, doch der göttliche Segen scheint für viele Paare nicht mehr sakrosankt. 42'654 Paare haben sich vergangenes Jahr in der Schweiz das Ja-Wort gegeben. Doch nur 9200 Trauungen fanden laut einem Bericht der «Schweiz am Sonntag» mit einer Beglaubigung von einer der beiden Landeskirchen statt – also rund 60 Prozent weniger als noch vor zwanzig Jahren. Dieser Wandlungsprozess geht aus der Kirchenstatistik 2013 hervor, die das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut (SPI) gestern veröffentlicht hat.
Warum immer weniger Paare ihre Liebe vor Gott besiegeln lassen wollen, begründet Studienautor und Theologe Roger Husistein mit der veränderten religiösen Praxis der Kirchenmitglieder. «Für viele ist die Eheschliessung zunehmend ein rein weltliches Ereignis, das auch ohne religiöse Dimension stattfinden kann», sagt Husistein gegenüber der «Schweiz am Sonntag».
Besonders selten kommt es heute noch zu katholischen Trauungen. Zwar heirateten vergangenes Jahr 23'000 Paare, wo entweder die Frau oder der Mann katholisch war, aber nur rund 4660 wollten den göttlichen Segen. Und auch wenn beide Partner katholisch sind, entscheidet sich nur jedes dritte Paar für eine kirchliche Trauung.
«Emotionale Anbindung hat abgenommen»
«Die emotionale Anbindung an die Kirche hat in den letzten Jahren abgenommen und wird noch mehr abnehmen», sagt Monika Schmid. Sie ist katholische Theologin und Gemeindeleiterin in Illnau-Effretikon.
Nur bedingt besser sieht es bei evangelisch-reformierten Trauungen aus. Heute beträgt die kirchliche Trauquote mit mindestens einem reformierten Ehepartner noch 30 Prozent. Von 17'000 Eheschliessungen fanden 4600 in der Kirche statt. Vor fünfzig Jahren waren es noch 16'000.
Auch wenn die Trauungen stark zurückgegangen sind, gibt es andere Merkmale des kirchlichen Lebens, die eine erstaunlich grosse Stabilität aufweisen. Nach wie vor taufen Eltern, die einer Kirche angehören, auch mehrheitlich ihre Kinder. 2012 fanden in den Schweizer Bistümern 22'000 Taufen statt. Reformierte gab es 14'600.
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