Duu, ich brauche Anschluss!
Ausgerechnet über die Festtage werden Singles von ihren Freunden gern vergessen.

Singles, die sich während der Festtage glücklich rühmen, bluffen. Nichts ist für Partnerlose elender, als über Weihnachten und Silvester allein auf dem Sofa rumzugammeln. Ende Jahr kämpfen selbst die glücklichsten mit Einsamkeit. In der Schweiz haben mehr als eine Million Menschen niemanden, der an Heiligabend ihre Hand hält und sie innig ins neue Jahr küsst. Das ist zwar traurig, aber grundsätzlich ein fairer Preis für die vielen Annehmlichkeiten des partnerfreien Daseins. Weit schlimmer ist, dass einen all die glücklich liierten Freunde und Familienmenschen im Dezember vergessen, sogar jene, die sich sonst rührend um einen kümmern. Lustigerweise tauchen die meisten schon Anfang Januar wieder auf und fragen völlig arglos: Na, hattest du schöne Feiertage?
Natürlich ist das nicht böse gemeint. Der Weihnachtsrummel schränkt ihre Kapazität für einsame Freunde bloss drastisch ein. Als würden während der Festtage nur der Partner und die Familie existieren, die mit ihren Besinnlichkeitsansprüchen eh schon stressen. Dass man sich da nicht auch noch um die Not von Ungebundenen sorgen kann, ist verständlich. Diese Einsicht nützt jedoch wenig, zumal man als Single im Dezember nicht wirklich klar denken kann. Denn zum üblichen Weihnachts-Overkill kommt der Stress, sich irgendwo ein Plätzchen über die Festtage zu sichern. Ehrlich gesagt, wälzt man schon ab Mitte November Überlebensszenarien, falls man zu Hause die Heizung anstarren muss.
Bitte keine Last-Minute-Einladungen
Das neue Buch könnte man sich zum Beispiel für den 24. und 25. aufsparen und am 26. dann die Palme umtopfen. Oder man tut so, als wäre man mit sich selbst sowieso am glücklichsten, schaltet trotzig das Handy aus, bekocht sich feudal und macht vor dem Einschlafen noch etwas Selbstbefriedigung.
Die gespielte Coolness hält jedoch selten bis Silvester, sodass man sich spätestens da volllaufen lässt und leise vor sich hin wimmernd zugibt: Ja, verdammt, ich fühle mich einsam! Darum, liebe Freunde von Singles, ladet solche Menschen, sofern ihr es vorhabt, frühzeitig, am liebsten schon im Sommer, zu eurer Silvesterparty ein. Spontane Komm-doch-auch-vorbei-Anrufe am Vorabend sind eher nervig, weil man aus Panik vor der Endjahresdepression womöglich bereits eine alberne Single-Reise nach Gran Canaria gebucht hat.
Doch auch Alleinstehende können die Festtage relativ schadlos überstehen. Sie dürfen sich bloss nicht dafür schämen, dass sie sich einsam fühlen. Souveräne Singles laden sich nämlich selbst bei Freunden ein und sagen ganz direkt: Du, ich brauche Anschluss. Das ist keine Bankrotterklärung, das ist Selbstbewusstsein.
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