Leben für die Notfallmedizin
«Leben retten – in der Luft. Am Boden. Seit 50 Jahren». Daniel Harder, Leiter Anästhesie im Spital Interlaken, hat ein Buch über seine Arbeit geschrieben.

50 Jahre? Der Mann, der in der Buchhandlung Krebser an der Aarmühlestrasse sein Buch vorstellte, sah viel zu jung aus, um 50 Jahre als Lebensretter im Einsatz gestanden zu haben. Daniel Harder erklärte aber, dass er bereits als Junge im Krankenwagen seines Vaters mitgefahren war. Dieser hatte dafür gesorgt, dass es im aargauischen Wynen- und Seetal einen Krankenwagen gab, und Daniel, das jüngste von fünf Kindern, fuhr im Alter von 12 Jahren mit, wobei er die Sirene manuell betätigte. Er lernte Menschen in lebensbedrohlichen Situationen kennen. Noch heute ist das so, obschon aus dem einfachen VW-Bus von damals Rettungswagen mit hochkomplexen Geräten geworden sind, die medizinische Massnahmen am Einsatzort ermöglichen.
Kein Berggänger
Daniel Harder ist Leiter der Anästhesie bei der Spitäler fmi AG. Vom Aargau ins Berner Oberland kam er der Liebe wegen, und geblieben ist er, so lässt es sich aus seinem Buch herauslesen, weil immer wieder Neues und Spannendes anstand. Schwerpunkt ist dabei die Mitarbeit bei der Rega. Am Anfang übernahm er bei der jungen Luftrettungsorganisation medizinische Aufgaben, später war er ein zuverlässiger und medizinisch sehr kompetenter Flughelfer. Obschon er sich selber nicht als Berggänger bezeichnet, waren auch geländebedingte schwierige Klippen zu überwinden. Die ausgewählten Beispiele aus vielen Einsätzen sind spannend zu lesen.
Nicht im Heldenmodus
Harder verzichtet dabei vollständig darauf, die Arbeit ins Heldenhafte zu erhöhen; zu spüren ist immer das Bewusstsein, dass es auch anders hätte ausgehen können. Kollegen sind bei Einsätzen gestorben. Parallel zur Arbeit bei der Rega erlebte Harder die Entwicklung der Anästhesie in Interlaken mit, liess sich entsprechend ausbilden und gestaltete sie mit. Er war der Ausbildungsprofi für Notfallmedizin und ein zuverlässiger Begleiter für unerfahrene Assistenzärzte bei Notfalleinsätzen. Das Buch enthält Kurzbeschriebe von Apparaturen für Narkose und Schmerzbekämpfung, die früher in Interlaken sogar selbst gestaltet wurden, und die heute hochprofessionell sind.
Und an die man lieber nicht angeschlossen werden möchte. Daniel Harder weiss, dass er bei seiner Arbeit in der Anästhesie Menschen in ganz besonderen Situationen ein Stück begleitet, und man spürt, dass dies ihm trotz jahrelanger Tätigkeit immer bewusst ist. Sehr berührend im Buch ist das Kapitel, in dem er über den Unfalltod seines Sohnes schreibt.
Das Buch «Leben retten» von Daniel Harder ist im Werd & Weber AG Thun-Gwatt erschienen. Es hat 264 Seiten, ist reich bebildert und im Buchhandel für 39 Franken erhältlich. ISBN 978-3-85932-876-1.
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