Knall bei den SCL TigersLangnaus Trainer wird entlassen – eine SCB-Legende kommt
Die Emmentaler ziehen die Notbremse und trennen sich von Jason O’Leary. Der neue Coach hat einen bekannten Namen, ist aber nur eine Übergangslösung.

Und jetzt wird der Stecker also doch gezogen. Zu lange schon laufen die SCL Tigers auf Schwachstrom.
Letztmals gewonnen haben sie am 7. Dezember, die Konkurrenz im Kampf um die Pre-Playoff-Plätze ist längst enteilt und selbst mit dem Fernglas nicht mehr zu sehen. Der Rückstand der Tigers auf Platz 10 und den SCB beläuft sich schon auf 14 Punkte – und die Berner haben erst noch eine Partie weniger ausgetragen.
Nach Saisonniederlage Nummer 27 am Freitag in Genf haben nun auch die erstaunlich geduldigen Langnauer Verantwortlichen genug. Trainer Jason O’Leary wird entlassen, trotz Vertrag bis Frühling 2023. Der Kanadier hat es nicht geschafft, das defensiv klar ungenügende Team zu stabilisieren, Fortschritte sind seit Wochen nicht ersichtlich.
Ersetzt wird O’Leary von einem im Kanton Bern Altbekannten: Die Trainingseinheit vom Sonntagmorgen, die überaus intensiv war, leitete bereits Yves Sarault, der 49-Jährige spielte zwischen 2003 und 2005 beim SCB, er wurde Publikumsliebling und feierte einen Schweizer-Meister-Titel.
Es braucht dringend Impulse
Sarault, zuletzt Coach in Visp, unterschrieb einen Vertrag bis Saisonende. Der Kanadier ist eine Übergangslösung, nicht weniger, aber auch nicht mehr. Selbst wenn es ihm gelingen sollte, die seit mittlerweile anderthalb Saisons schwer enttäuschenden Tigers auch nur halbwegs wieder auf Kurs zu bringen, wird er nicht länger im Emmental bleiben. Denn: Für die kommende Spielzeit hat Sarault einen Vertrag als Chefcoach bei Swiss-League-Verein Sierre unterschrieben.
Bereits am Montag in der Nachtragspartie gegen Rapperswil wird Sarault erstmals an der Bande stehen. Als Stürmer war der 49-Jährige ein Haudegen, sammelte Strafminuten wie andere Kaffererahmdeckeli. Sarault schonte weder die Gegner noch sich selbst, einmal lief er nach einer Operation sofort ins Stadion, um sich für ein Spiel vorzubereiten. In der «NZZ» sagte er einst: «Es gibt Tage, da kann ich am Morgen kaum meine Socken anziehen, weil ich nicht weiss, ob es meinen Rücken rausbläst.»
Womöglich versteht es gerade Sarault, der als Trainer noch nicht die grosse Karriere hingelegt hat, den Langnauern die nötigen Impulse zu verleihen. Der Equipe fehlt es an vielem: an Selbstvertrauen, aber auch an Solidarität, an Disziplin und einer Spielidee. Sportchef Marc Eichmann sagt: «Wie das Team zuletzt aufgetreten ist, insbesondere in Genf, hat mich fast erschrocken.»
Die Stimmung sei nicht gut, das sagen mehrere Akteure hinter vorgehaltener Hand. Ob der sportlichen Tristesse ist zuletzt auch der Unmut von Fans und Sponsoren grösser geworden. Die Clubleitung handelte sicher auch unter einem gewissen Druck.
Liniger als Kandidat
Klar ist: Die Langnauer haben nun ausreichend Zeit, einen geeigneten Coach für kommende Saison zu finden. Nach zuletzt sieben ausländischen Trainern in Folge drängt sich eine Schweizer Lösung auf; Verwaltungsratspräsident Peter Jakob liess schon vor dem Jahreswechsel verlauten, dass er dies begrüssen würde.
Ein Kandidat dürfte Michael Liniger sein, der Emmentaler, dessen Name schon in der Vergangenheit mehrmals mit Langnau in Verbindung gebracht wurde. Es sollen schon ziemlich konkrete Kontakte bestehen zum einstigen Nationalspieler, der die GCK Lions trainiert, die Zürcher dank einer Ausstiegsklausel aber trotz Kontrakt bis 2023 verlassen könnte.

Jason O’Learys Engagement in Langnau wiederum ist ein einziges Missverständnis geblieben. Seine erste Chance als Coach in der National League hat er nicht genutzt. Zuletzt schien er auch die Bindung zum Team ein wenig verloren zu haben. Auf die Frage, ob er sich zu seiner Entlassung äussern wolle, bat er um ein wenig Bedenkzeit.
Sportchef Eichmann meint, es gehe nicht mehr darum, diese Saison zu retten. «Aber es herrscht Unsicherheit, bei einigen gibt es eine mentale Blockade. Wir brauchen nun einen Leithammel, der das Team aus dem Dreck reisst.»
Philipp Rindlisbacher ist seit 2008 für Tamedia tätig. Er fungiert als Vorsitzender des Berner Sport-Teams sowie als Stellvertreter der Ressortleitung. Zudem begleitet er den Ski-Zirkus vor Ort und aus der Ferne, berichtet über Eishockey und den Schwingsport.
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