Verwaltungskreis Bern-MittellandLadina Kirchen wird dank der Stadt neue Statthalterin
Die SP setzt sich gegen die FDP durch: Ladina Kirchen ist die neue Regierungsstatthalterin im Verwaltungskreis Bern-Mittelland.

Die SP kann auch in den nächsten vier Jahren den Spitzenjob besetzen: Ladina Kirchen hat die Wahl um das Regierungsstatthalteramt Bern-Mittelland mit einem Stimmenanteil von 54,76 Prozent gewonnen. Die 51-Jährige war im zweiten Wahlgang erfolgreich und wird damit die Nachfolgerin von Christoph Lerch, der ebenfalls der SP angehört.
Kirchen ist selbstständige Anwältin, sie wohnt mit ihrem Mann und den zwei Töchtern in Oberbottigen. Sie ist in einem kleinen Dorf in der Nähe von Flims GR aufgewachsen. Von 2017 bis 2019 gehörte sie dem Berner Stadtrat an. Ihr künftiger Lohn ist noch nicht festgelegt. Er wird sich in einer Bandbreite von 172’000 bis 202’000 Franken bewegen.
Kirchen setzte sich gegen die FDP-Vertreterin Tatjana Rothenbühler durch, welche 45,24 Prozent der Stimmen erhielt. Da keine kantonale oder eidgenössische Vorlage zur Abstimmung anstand, war die Wahlbeteiligung mit 26,2 Prozent ausgesprochen tief.

Das Gesetz über die politischen Rechte des Kantons Bern schreibt vor, dass zweite Wahlgänge «in der Regel» fünf Wochen nach dem ersten Durchgang stattfinden müssen. Da seit dem 13. Juni schon deutlich mehr als fünf Wochen verstrichen sind, erschien es den zuständigen Behörden als unzulässig, den zweiten Wahlgang erst am 26. September anzusetzen. An diesem Tag finden die nächsten eidgenössischen Abstimmungen statt.
Kirchen siegt in Bern klar
Was sich bereits im ersten Wahlgang gezeigt hatte, wurde im zweiten bestätigt. Ladina Kirchen konnte in der Stadt Bern den entscheidenden Vorsprung auf Tatjana Rothenbühler herausholen. Sie erhielt in Bern 71,2 Prozent der Stimmen. Konkret kam sie in der Stadt auf 17’079 Stimmen, Rothenbühler auf 6902. Dieser Vorteil von gut 10’000 Stimmen war ausschlaggebend, da Kirchen in der Gesamtabrechnung 7200 Stimmen mehr erhielt als Rothenbühler.
Kirchen gelang es, Rothenbühler erneut in deren Heimatgemeinde Köniz zu schlagen: Die SP-Vertreterin erhielt 4058 Stimmen, Rothenbühler 3458. Die FDP-Vertreterin schaffte es dagegen erneut, in vielen Landgemeinden hohe Stimmenanteile zu erreichen. Den höchsten Stimmenanteil erzielte sie in Arni, wo sie fast 84 Prozent der Stimmen erhielt.
Die Enttäuschung von Rothenbühler
FDP-Kandidatin Tatjana Rothenbühler zeigte sich enttäuscht über das Ergebnis: «Ich hätte das Amt sehr gern ausgeführt und bin überzeugt, dass ich es gut gemacht hätte. Leider hat sich das Volk nicht für mich entschieden.» Dies führt sie vor allem auf das Wahlergebnis in der Stadt zurück. Sie habe alles versucht, sei über achtzigmal in den Gemeinden gewesen oder habe an Aktionen auf der Strasse um Wählerinnen und Wähler geworben.
Besonders gefreut habe sie sich über das Resultat in den Landgemeinden und die Entwicklung der Stimmenzahl in ihrer Heimatgemeinde Köniz. Sie sagt: «Die Landgemeinden haben sich wie beim ersten Wahlgang wieder klar für mich entschieden, und in Köniz konnte ich Stimmen dazugewinnen.»
Rothenbühler blickt dennoch zuversichtlich in die Zukunft und sagt: «Am 26. September trete ich an den Parlamentswahlen in Köniz an, und auch für die nächsten Grossratswahlen bin ich nominiert.» Sie werde neben ihrer Anstellung beim Nachrichtendienst des Bundes auch weiterhin ihre politische Karriere vorantreiben.
So lief der erste Wahlgang

Ladina Kirchen hatte sich breits im ersten Wahlgang vom 13. Juni klar in die Poleposition gebracht. Sie hatte 43,9 Prozent der Stimmen erhalten, Rothenbühler 33,8 Prozent. Im Hinblick auf den zweiten Wahlgang stellte sich die Frage, wohin die Stimmen des grünliberalen Kandidaten Claude Grosjean gehen würden. Er konnte am 13. Juni 22,2 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen, zog danach seine Kandidatur zurück. Die Grünliberalen empfahlen danach, Tatjana Rothenbühler zu unterstützen.
Der Verwaltungskreis Bern-Mittelland ist heterogen zusammengesetzt. Ihm gehören 73 Gemeinden mit rund 420’000 Einwohnerinnen und Einwohnern an. Die Gemeinden ticken politisch höchst unterschiedlich. Während in der Stadt Bern die rot-grünen Parteien klar dominieren, wählen Gemeinden wie Guggisberg, Linden oder Fraubrunnen bürgerlich.
Ein Amt fest in SP-Hand
Mit Kirchens Wahlsieg kann die SP ihre Vorherrschaft im Regierungsstatthalteramt fortsetzen. Bereits Christoph Lerchs Vorgängerin Regula Mader gehörte wie dieser der SP an. Sie war bis 2009 im Amt. Mader leitete die Verwaltungsbehörde, die damals nur für den Amtsbezirk Bern zuständig war, zuerst sieben Jahre lang zusammen mit Alec von Graffenried (GFL), ab 2007 dann allein.
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