Dem Charme seiner Arien konnte niemand widerstehen
2013 wird in Italien ein Verdi-Jahr: Zum 200. Geburtstag des berühmten Opernkomponisten sind zahlreiche Festivitäten geplant. Dabei hatte Verdis Interesse für randständige Figuren zu seinen Lebzeiten beim Adel für Unmut gesorgt.

Die jüdischen Gefangenen aus «Nabucco», der forsche Freier im «Rigoletto», die tragische Kurtisane in der «Traviata» – Giuseppe Verdi hat Ohrwürmer für sie alle. Im Oktober 2013 steht der 200. Geburtstag des italienischen Komponisten auf dem Kalender. Die Opernwelt fiebert – nicht nur weil im selben Jahr mit Richard Wagners 200. der zweite Operngigant des 19. Jahrhunderts gefeiert wird. Wann Verdi geboren wurde, ist nicht sicher: Im Taufregister trug man am 11. Oktober ein, er sei am Vorabend geboren.
Giuseppe Verdi selbst betrachtete allerdings den 9. Oktober als seinen Geburtstag. Sein Heimatdorf La Roncole, auf halbem Weg zwischen Mailand und Modena, wird dieses Jahr Schauplatz zahlreicher Pilgerreisen und eines Festivals sein. Mit Opernaufführungen, Feierlichkeiten und unzähligen Veranstaltungen will zudem das ganze Land seinem bekanntesten Opernkomponisten gedenken.
Die Regierung Monti hat eine Kommission ernannt, welche die Feierlichkeiten für das Jubiläum koordinieren wird. Parma und Mailand, zwei Städte in denen der Maestro lange Zeit gelebt hat, werden Verdi ein reiches Jubiläumsprogramm widmen. 6,5 Millionen Euro hat die Kulturkommission der Abgeordnetenkammer in Rom für die Verdi-Feierlichkeiten zur Verfügung gestellt. Das Teatro Regio in Parma eröffnet die Saison am 12. Januar mit Verdis «Ballo in maschera», im März folgt eine «Nabucco«-Aufführung.
Eine Ausstellung zu Verdis Ehren ist ab Ende Januar im «Haus der Musik» von Parma geplant. Im Geburtsort des Komponisten Roncole di Busseto nahe Parma ist im Oktober ein Verdi-Festival vorgesehen. Auch die Arena von Verona und die Scala gedenken mit zahlreichen Verdi-Aufführungen zum 200. Geburtstag des Komponisten.
Figuren am Rande der Gesellschaft
Die musikalische Hochbegabung Verdis wurde früh erkannt und von einem Mäzen gefördert, in Bussetto machte der junge Mann rasch an der Orgel Karriere. Verdis Opernkarriere erlitt aber zunächst einen Knick: Zwar wurde «Oberto, conte di San Bonifacio» an der Mailänder Scala im Jahr 1839 mit grossem Erfolg aufgeführt, das zweite Werk («Un giorno di regno») allerdings ausgepfiffen. Zur selben Zeit starben sowohl seine beiden Kinder kurz nach der Geburt als auch seine erste Frau.
Mit «Nabucco» meldete er sich 1842 zurück. Auch eine neue Liebe kam: Die Abigaille der Uraufführung, Giuseppina Strepponi, wurde seine zweite Frau. In den Folgejahren produzierte Verdi viel und investierte seine Einkünfte in sein Landgut Sant'Agata nahe seiner Geburtsstadt, auf dem er sich bald zurückzuziehen hoffte.
Obwohl die Forschung bis heute nicht belegen kann, in welchem Masse Verdi tatsächlich politisch interessiert war, wurde der Komponist durch seine hohe, bald auch internationale Bekanntheit als Symbolfigur der nationalen Einheit Italiens gefeiert. Stilistisch begann er, mit Konventionen zu brechen.
Zwar blieb er den Grundgedanken des Belcanto verbunden, seine musikalische Ästhetik und auch sein Interesse für Figuren am Rande der Gesellschaft setzte sich aber spätestens mit der «Trilogia populare» durch: «Rigoletto», «Il Trovatore» und «La Traviata» markierten in den 1850ern eine besonders produktive Schaffensphase.
Dass urmenschliche, oft widersprüchliche Gefühle, schicksalhafte Verwicklungen und bittersüsser Humor nicht nur anhand von Adligen, sondern an Hofnarren, Prostituierten und Aufständischen dargelegt werden, sorgte bei den Uraufführungen nicht selten für Unmut.
Aber dem Charme von Arien wie «La donna e mobile» oder «Addio del passato» konnte die feine italienische Gesellschaft dann doch nicht widerstehen. Realismus und Romantik verbanden sich zu einer Opernkonzeption, die heute noch gültige Massstäbe setzte.
Altersheim für ehemalige Musiker
Bei den literarischen Vorlagen war Verdi wählerisch und bevorzugte Shakespeare («Macbeth», «Otello», «Falstaff») oder Schiller («Don Carlos»). Einen rauschenden Erfolg brachte Verdi die Uraufführung von «Aida» als Auftragswerk für die Kairoer Oper 1871.
Danach wollte er sich eigentlich von der musikalischen Bühne zurückziehen. 1873 komponierte er anlässlich des ersten Todestages seines Freundes, des Schriftstellers Alessandro Manzoni, sein bekanntestes Werk jenseits der Opernbühne, die Messa da Requiem.
Er errichtete ein Altersheim für ehemalige Musiker in Mailand, wurde zum Senator des Königreichs Italien ernannt und widmete sich seinem Landgut – doch sein Verleger liess ihm keine Ruhe und überredete ihn zu einer späten Zusammenarbeit mit dem Librettisten Arrigo Boito für die beiden letzten Opern, «Otello» und «Falstaff».
Giuseppe Verdi starb am 27. Januar 1901 im Alter von 87 Jahren nach tagelangem Todeskampf. Ebenso wie seine Frau, die wenige Jahre zuvor verschieden war, liegt er in der Kapelle des von ihm gegründeten Altenheims Casa di Riposo in Mailand begraben.
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