«Swamp Rock» trifft Berns Pop
Auch in ihrer 33. Saison erweisen sich die Betreiber der Mühle Hunziken als «Specialists in all Styles». Nach einem Berner Auftakt mit Stiller Has sind internationale Grössen wie Tony Joe White, die Dirty Dozen Brass Band und das Orchestra Baobab zu entdecken.
Ein kurzer Blick auf die Website der Mühle Hunziken bestätigt, was man eigentlich nicht bestätigen muss: Die Konzerte der Berner Popkönige Züri West («Haubi Songs»-Tourneeabschluss vom 18. bis 20.September) und Patent Ochsner («Rimini Flashdown» vom 29. Oktober bis zum 2.November) sind ausverkauft – für sämtliche anderen Anlässe gibts noch Tickets. Peter Burkhart, Programmgestalter in der Mühle, atmet auf: «Bei den Reservationen hat sich alles nur um diese beiden Bands gedreht», meint er, nun werde es wieder ruhiger. Die Kulturmühle in Rubigen startet am kommenden Wochenende mit zwei Auftritten von Stiller Has in die 33. Saison – der Has spielt mit einem genesenen Endo Anaconda und einem neuen Rhythmus-Team.
Weisser Blues
Vieles in Burkharts Familienbetrieb, der seit 1976 ein reichhaltiges Kultur-Menü serviert, bleibt beim Alten: Die Sommerpause wurde genutzt, um sanft zu renovieren, auszubessern und auszubauen – und wer genau hinschaut, wird im verwinkelten Altbau, der um 1480 erstmals erwähnt ist und in der heutigen Form seit 1837 steht, bestimmt neue Trouvaillen von den Puces Europas entdecken. Auch musikalisch ist sich die Mühle treu geblieben: «Es gibt ein Leben nach Züri West und Patent Ochsner», sagt Burkhart – aber er weiss auch: Die grossen Berner Acts ersetzen die immer noch sehr spärlich tropfenden Subventionen und garantieren volles Haus. Nur so ist es möglich, auch weniger bekannte Namen auf die Affiche zu setzen und Stilrichtungen zu berücksichtigen, die beim Publikum Entdeckerlust voraussetzen. Für die Serie «Schnee vo morn» etwa, die sich als Talentschuppen für einheimischen Nachwuchs versteht.
Neben CD-Taufen hiesiger Künstler (siehe Kasten) sind es vor allem klingende Namen aus dem Blues-, World- und Rockbereich, die aufhorchen lassen. Etwa der Auftritt von Tony Joe White am 16. November: Der Singer/Songwriter aus den Sümpfen Lousianas spielt einen soulgetränkten, hypnotisierenden Rhythm’n’Blues, von ihm selber als «Swamp Rock» tituliert und von zahllosen Musikerkollegen gecovert. Seinen ersten Hit «Polk Salad Annie» übernahm kein Geringerer als Elvis Presley, während Ray Charles auf «Rainy Night In Georgia» und Tina Turner auf «Steamy Windows» setzte. Je älter er wird, desto mehr Charisma strahlt der zerfurchte Musiker aus, für den in Berner Musikerkreisen zurzeit fieberhaft nach dem richtigen Gitarrenverstärker (Fender «Blues de Ville», 4 10) gefahndet wird.
Eine noch grössere Nummer wäre das Konzert des albino-blonden Blues-Meisters Johnny Winter geworden. Doch wegen kurzfristiger Änderungen der Tour-Route musste der für den 26.Oktober angekündigte Gig gestrichen werden. Ein herber Verlust, der aber auch Burkharts Talent in Erinnerung ruft, grosse Namen in seinen – an internationalen Massstäben gemessen – winzigen Klub zu holen.
Schwarze Wurzeln
Funkige Bläserriffs und quere Second-Line-Rhythmen verspricht das Gastspiel der Dirty Dozen Brass Band am 5.Oktober – einer der authentischten und gleichzeitig innovativsten Formationen aus dem musikalischen Schmelztiegel New Orleans. Noch weiter zurück zu den schwarzen Wurzeln reicht die Musik des Orchestra Baobab (27. September). Die senegalesische Band spielt ihren eigenwilligen Mix aus afrokubanischen und karibischen Elementen schon seit 1970 und startete nach Jahren in der Versenkung 2001 zu einem viel beachteten Comeback: Ihr Motto «Specialists in all Styles» tönt viel versprechend – und könnte auch der Mühle Hunziken als Slogan dienen.
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