So ein Weltuntergang ist schön
In seinem neuen Film «Melancholia» ist Schwerenöter Lars von Trier ungewöhnlich nett zu den Frauen. Dafür plagt er die ganze Welt.
Es ist wie immer: Die Frau, dieses naturbrünstige und naturneurotische Wesen, will sich vermählen. Nicht im übertragenen, also hochzeitstechnischen Sinne, das geht nämlich sehr bald schrecklich schief. Eher im kopulationstechnischen Sinne. Und nicht einfach mit einem Mann, nein, das Weib strebt da schon nach Höherem: In Lars von Triers letztem Film «Antichrist», war es der Teufel höchstselbst, mit dem sich die zur Hexe gewordene Charlotte Gainsbourg sadomasochistisch in der Waldhütte verlustierte, jetzt, in «Melancholia», hat Kirsten Dunst im und mit dem Sternenschein Sex. Zuerst im Hochzeitskleid auf dem Golfplatz, dann splitternackt im blausilbrigen Licht. Klar, sieht das schön aus.
So, wie überhaupt vieles atemberaubend schön aussieht in «Melancholia»: Das ist träumerisches, surreales, märchenhaft symbolisches Kino, jedenfalls in den ersten acht Minuten, wenn Lars von Trier Bilder zeigt, die so noch nie zu sehen waren, Kirsten Dunst als Depressive, der Blitze aus den Händen zucken, ein in Zeitlupe verendendes Pferd, Kirsten Dunst im Brautkleid, wie sie zu fliehen versucht und von zähen Wurzeln verschlungen wird, Charlotte Gainsbourg, die immer weiter im Boden versinkt, Kirsten Dunst im Brautkleid auf einem grünen Gewässer treibend, Ophelia und Lady of Shalott in einem. Jugendstil, Romantik, hochstilisierter Endzeitkitsch in berückender, bedrückender Übergrösse.