Ihre Köpfe sind ausgehöhlt
Was passiert, wenn man nach der Wahrheit sucht? Dieser Kurzfilm liefert eine mögliche Antwort.
Schwarz. Absolute Dunkelheit. Ein flüchtiges «Look» flimmert über den Bildschirm. Ein hoher, stechender Ton erklingt. Alles ist erleuchtet. Weiss. Auffallend kontrastreich beginnt der Kurzfilm mit Stopmotion-Technik von Justine Klaiber und Jane Mumford. Zunächst schwarz, dann weiss. Dunkel, dann hell. Erst der Tod und dann das Leben?
Die Hauptfiguren sind graue, runzlige, androgyne Wesen, die in einer Höhle verweilen. Auch ihre Köpfe sind ausgehöhlt. Leer. Kraftlos und einschläfernd starren sie in das Licht, das sie immer wieder zu nähren versucht. Kaum wird ein Köpfchen erleuchtet, lässt es jedoch das Licht wieder gehen. Es negiert die Erleuchtung und gibt sich mit dem Schattenspiel der Schmetterlinge zufrieden, die im Schein des Lichts tanzende Formen an die Wand werfen.
Gefesselt und versklavt
Es ist das Höhlengleichnis von Platon, das sich in diesem Stopmotion-Film spiegelt. Die Kreaturen sitzen Seite an Seite mit dem Rücken zum Eingang. Sie sind gefesselt, sind Sklaven, die lediglich im System funktionieren. Ihre Welt besteht aus einem begenzten Sichtwinkel, der nur ein beschränktes Abbild der Realität darstellt. Doch wer die Wahrheit will, der muss hinter diese Schattenbilder blicken, der soll die Wirklichkeit erblicken und seinen eigenen Verstand brauchen.
Als eines dieser seltsamen Wesen das Licht erblickt und behält, will es seine Mitmenschen dazu animieren, auch diesen Zustand der Erkenntnis zu erlangen. Nur bei seinem Sitzpartner gelingt ihm das. Er nimmt ihn an der Hand und flüchtet. Denn die anderen wollen weiterhin in der Dunkelheit bleiben. Die zwei Seelen lassen sich von der Menge vertreiben. Einer Menge, die tut, was alle tun, weil sie sich dadurch bestätigt fühlt. Doch auch wenn viele Menschen einen Irrtum begehen, ist und bleibt es ein Irrtum.
Sokrates hatte recht
Zum Schluss kauern die zwei erleuchteten Köpfe hinter einer kleinen Mauer. Sie sind nicht mehr nur Körper, sondern Wesen mit Seelen. Sie leben, brauchen ihren Kopf und ihren Verstand. Jeder von ihnen denkt für sich und stellt fest, dass Platos Lehrer Sokrates recht hatte: «Ich weiss, dass ich nichts weiss.»
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