
kultur
Cervantes’ Grab gefunden?
Wo die Grabstätte des vor fast 400 Jahren verstorbenen Autors von «Don Quijote» liegt, ist nicht bekannt – nun aber haben Forscher einen Sarg mit der Aufschrift «M.C.» entdeckt.
Terry Gilliam, früheres Mitglied von Monty Python, will einen Don-Quijote-Film drehen – bis jetzt ist er viermal gescheitert.
Vor gut 400 Jahren veröffentlichte der spanische Schriftsteller Miguel de Cervantes seinen Roman über den «Ritter von der traurigen Gestalt», der gegen Windmühlen kämpft. Und seit 1990 will der in England lebenden Regisseur Terry Gilliam seine eigene Version einer Don-Quijote-Geschichte realisieren. Im Herbst soll es endlich so weit sein für «The Man Who Killed Don Quixote».
So ganz glaubt das Mitglied der 2014 endgültig aufgelösten britischen Komikertruppe Monty Python aber selber noch nicht daran. «Das sieht aus wie ein Aprilscherz, ist es aber nicht», schrieb er zu seiner am 1. April erschienenen Facebook-Ankündigung, er habe einen Produzenten gefunden, der ihm sein Herzensprojekt ermöglichen wolle. Es ist insgesamt der fünfte Anlauf, bereits im Herbst sollen die Dreharbeiten beginnen.
Am berühmtesten wurde der allererste Versuch im Spätsommer des Jahres 2000. Gilliam war als Regisseur auf dem Höhepunkt seines Erfolgs und hatte fast zehn Jahre in die Vorbereitung für das investiert, was in seinen Augen sein bester Film werden sollte. Die Arbeiten in der spanischen Halbwüste von Bardenas Reales begannen, obwohl der Film nicht ganz ausfinanziert war und die spanischen Mitarbeiter mit den extravaganten Kostüm- und Dekorwünschen des Regisseurs früh an Grenzen stiessen.
Flieger, Johnny Depp und Rückenschmerzen
Richtig kompliziert wurde es, als die Dreharbeiten wirklich begannen: Ein Unwetter zerstörte Teile der Bauten und des Dekors. Fluglärm von einer nahen Nato-Luftwaffenbasis verunmöglichte störungsfreie Tonaufnahmen (wobei auch behauptet wurde, die Flieger seien nur so oft gestartet, um einen Blick aus der Luft auf Darsteller Johnny Depp zu erhaschen). Der Franzose Jean Rochefort, der extra sieben Monate Englisch gebüffelt hatte, um die Hauptrolle zu spielen, konnte bald wegen Prostatabeschwerden nicht mehr auf dem Gaul sitzen – und fiel dann wegen eines Bandscheibenvorfalls ganz aus.
Festgehalten wurde das alles von Keith Fulton und Louis Pepe, die eigentlich einen Film über die Dreharbeiten realisieren wollten. Daraus wurde «Lost in La Mancha» (2002), der Terry Gilliam als unglückseligen Ritter präsentiert, der gegen die Windmühlen des Filmemachens kämpft. Es ist einer der besten Dokumentarfilme über die Branche geworden. Aber für Regisseur Gilliam waren die Folgen verheerend: Er wurde von der Versicherungsgesellschaft auf
Ritter Gilliam gab nicht auf und kämpfte sich die Drehbuchrechte zurück. Im Jahr 2009 kündigt er das Projekt erneut an, jetzt mit Robert Duvall als Don Quijote und Ewan McGregor als Mann an seiner Seite (nein, es ist nicht Sancho Panza, sondern – so verrückt ist Gilliams Version – ein Werber aus der Gegenwart, der eine Zeitreise unternimmt). Doch dieses Mal fiel die Finanzierung schon vor den Dreharbeiten in sich zusammen. Auch Versuche im Jahr 2010 (wieder mit Robert Duvall) und 2015 (mit John Hurt) scheiterten am Geld.
Jetzt ist aber mit Paulo Branco jemand aufgetaucht, der das Projekt durchziehen will: der französisch-portugiesische Produzent ist kein Unbekannter im europäischen Kino, er hat über 200 Filme produziert, darunter solche von Wim Wenders, Olivier Assayas und Alain Tanner. Für Schweizer Schlagzeilen sorgte er vor fünf Jahren am Filmfestival von Locarno, als er in seiner Funktion als Jurymitglied den favorisierten Ausschaffungsfilm «Vol spécial» des Lausanners Fernand Melgar als faschistisch abkanzelte.
Spielt jetzt John Hurt den traurigen Ritter?
Branco bezeichnet Gilliams Don-Quijote-Projekt als «absolument exceptionnel» und der Produzent ist sehr konkret in seinen Angaben: Das Budget betrage
Also keine Windmühlen mehr, die Terry Gilliam im Weg stehen? Mal schauen! «Don Quijote» wurde zwar im Jahr 2002 von hundert Autoren zum besten Buch der Welt gekürt (vor «Madame Bovary»). Aber mit Verfilmungen ist es schwierig: Nicht nur Terry Gilliam versucht bereits ein halbes Leben lang das Projekt zu realisieren. Auch der grosse Orson Welles plante lange einen Film über den Ritter von der traurigen Gestalt. Und konnte ihn nie drehen.
Bernerzeitung.ch/Newsnetz
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