Fremdscham
Güzin Kar schämt sich heute nicht für Fremde – sondern für sich.

Wann habe ich das Verb fremdschämen zum ersten Mal gehört? Vermutlich vor einigen Jahren. Vermutlich habe ich gelacht, so wie ich gelacht habe, als ich merkte, dass Kliby unterm Schnurrbart seine Lippen bewegte.
Genau so wahr und entlarvend fand ich «sich fremdschämen» als Wortschöpfung, die so tat, als wäre sie ein falsch zusammengeschraubtes reflexives Verb, in Wahrheit aber ein kompakt erzählter Witz war. Sie war treffender als «ich schäme mich für dich» oder «ich schäme mich für Thomas Gottschalk und seine schrillen Anzüge». Ich selber schäme mich nicht für Gottschalk und seine Anzüge, das war nur ein Beispiel. Ich habe nämlich gemerkt, dass ich mich kaum für jemand anders schäme, sondern meistens nur für mich selbst.