«Schmidt ist der übelste Zyniker, den ich jemals getroffen habe»
Roger Schawinski über Harald Schmidt und das abrupte Ende von dessen Show.
Herr Schawinski, Harald Schmidt hat mit seiner Sendung bei Sat 1 nie die erhofften Zuschauerzahlen erreicht. Was lief schief? Schon bei der ARD lief seine Sendung unter den Erwartungen, auch zusammen mit Pocher, bei Sat1 war alles noch viel verheerender. Schmidt hat vor zehn Jahren mit seiner Sendung Kultstatus erreicht und dann unter einem Vorwand in letzter Minute den Vertrag gekündigt. Der Vorwand war bekanntlich ich - obwohl er mich nicht kannte. Später hat er einmal zu mir gesagt, dass ich eine Gelegenheit darstellte, abzuhauen, weil er ausgepowert war. Wie Harald Schmidt die Sender später ausgenommen hat, war deshalb schlicht parasitär und unverfroren.
Das müssten eigentlich auch die Sendeverantwortlichen wissen. Ich traute meinen Augen nicht, als Sat 1 Schmidt zurückholte. Zumal er den Sender ja als Unterschichtenfernsehen bezeichnet hatte. Da braucht es schon eine gehörige Portion Unverfrorenheit, zurückzukehren und nochmals im grossen Stil abzukassieren. Aber bei Sat 1 wollte man offenbar einfach einen grossen Namen. Das war ein Fehler, früher punktete man dort mit Eigenproduktionen, in den letzten Jahren versuchte man es mit grossen, teuren Namen. Doch Kerner, Pocher, Schmidt scheiterten allesamt. Late Night ist schwer, da muss man alles geben, auch gegenüber dem Sender. Schmidt zelebrierte aber schon bei der ARD seine Unlust, er sagte ja: «Ich arbeite auf die Untergrenze von einer Million Zuschauer hin.» Heute wäre er überglücklich, wenn er auf die Hälfte käme. Schmidt ist der übelste Zyniker, den ich jemals getroffen habe. Ich erinnere mich an einen Satz, den er zu mir sagte: «Weisst Du Roger, der schönste Moment war, als ich alle meine Leute entlassen konnte.» Dann ist er also sehr bald wieder sehr froh.