«Ich stehe nicht so gern im Rampenlicht»
Die Berner Moderatorin Andrea Jansen reist für «SF unterwegs» im Eiltempo um die Welt. Im Interview spricht sie über magische Momente und ihre Flugangst. Aber auch darüber, wie schwierig es ist, im Rampenlicht zu stehen.
Andrea Jansen, in den letzten zwei Monaten waren Sie in Mexiko, Botswana, Tansania, New York, diese Woche fliegen Sie nach Vietnam. Ein Stressjob? Andrea Jansen: Ja, es ist streng. Den ganzen Tag konzentriert arbeiten, bis zu 15 Stunden lang, weiterreisen, um fünf Uhr aufstehen. Es ist tatsächlich schon vorgekommen, dass ich am Morgen nicht mehr wusste, wo ich bin. Wenn ich dann eine Woche zu Hause bin, muss ich alles Sonstige erledigen: Mails, Briefe, Wäsche. Ende Jahr werde ich 15 Länder bereist haben – das ist schon verrückt.
Warum tun Sie sich das an? Für mich ist es ein Traumjob, das Positive überwiegt. Ich bin ein neugieriger Mensch, ich reise sehr gerne, und das kann ich nun beruflich ausleben. Das ist doch toll! Ich sehe Orte, wo ich nie hinkäme, und treffe Menschen, die ich als Private nicht kennen lernen würde.
Was wollen Sie mit der Sendung erreichen? Dass ich die Leute zu Hause mit auf die Reise nehmen kann. Sie sollen sich mit mir ekeln, wenn ich einen Wurm esse, und mit mir staunen, wenn mich die Landschaft umhaut. Wenns stinkt, möchte ich, dass es bei den Leuten im Wohnzimmer auch ein bisschen stinkt. Ein Land ist ja viel mehr als nur das Bild, es sind die Gerüche, die Geräusche, die Atmosphäre all das möchte ich vermitteln.
Wie authentisch können die Situationen denn überhaupt sein, wenn man zu viert – mit Kameramann, Redaktor und Tontechniker – unterwegs ist? Da gibt es die ganze Bandbreite. Natürlich ist es eine komische Situation, in der sich meine Interviewpartner befinden. Da ist es dann meine Aufgabe, eine Stimmung zu schaffen, in der sie sich trotzdem öffnen, wo sie die Kamera vergessen und es «Magic Moments» geben kann.
Was meinen Sie mit «Magic Moments»? Das sind «echte» Momente, Momente, in denen ein Mensch etwas von sich preisgibt. Für diese Momente musst du ein Gespür haben, weil es sie nur einmal gibt. In Tansania etwa hatten wir eine Autopanne. Die Massai sind uns zu Hilfe geeilt und haben das Auto repariert, wir haben aus dem Hintergrund gefilmt. So was kann man nicht inszenieren.
Machen Sie sich Gedanken über den Umweltschutz, wenn Sie so viel fliegen? Das beschäftigt mich schon. Aber ich habe nun oft Feedbacks von Leuten erhalten, die aus irgendwelchen Gründen – Krankheit, finanzielle Schwierigkeiten oder so – nicht reisen können. Die schreiben mir dann, wie bereichernd es für sie sei, dass sie nun mit mir dorthin reisen können. So gesehen finde ich es schon gerechtfertigt.
Flugangst? Ja, leider. Ein Mitbringsel aus einer früheren Reisesendung, von einem üblen Flug in Mexiko. Aber zum Glück wissen das die Redaktoren mittlerweile und lenken mich jeweils ab, wenn es Turbulenzen gibt.
In Botswana besuchen Sie eine Diamantenfabrik. Problematische Themen wie etwa Kriegsdiamanten werden jedoch mit keinem Wort erwähnt. Ich finde es schon wichtig, dass wir Probleme ansprechen, wie etwa in Botswana die ganze HIV-Thematik. Wir haben dort auch nach den «blood diamonds» gefragt, aber es scheint kein Problem zu sein. Wir machen ein Reisemagazin, keine Infosendung mit Aufdeckungscharakter.
Sie zeigen in der Sendung sehr viel von sich, trotzdem haben Sie bereits vor dem Interview gesagt: Über Persönliches spreche ich nicht. Ich kann schlecht mit meiner Doppelrolle als Medienschaffende und Promi umgehen. Der Unterschied ist, dass ich in der Sendung die Kontrolle darüber habe, wie viel ich von mir gebe. Aber wenn du dich sonst exponierst, verlierst du die Kontrolle sehr schnell. Da schreiben Leute über dich, die dich nicht kennen und sogar ganze Geschichten erfinden. Das beschäftigt mich, und ich wünschte mir, ich könnte das cooler nehmen.
Sie sprechen von der Berichterstattung über Ihre abgesagte Hochzeit diesen Sommer. Ja. Aber dazu äussere ich mich wirklich nicht.
Als Moderatorin müssen Sie aber doch auch eine exhibitionistische Ader haben. Natürlich gibt es diesen Teil in mir, aber der ist nicht so stark, dass ich das extrem geniessen könnte oder so. Im Gegenteil, bei Liveauftritten sterbe ich jeweils fast. Ich stehe nicht so gern im Rampenlicht. Schliesslich ist das einfach mein Job, das, was ich gut kann und gerne mache. Mein Privatleben hat nichts damit zu tun.
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