Die RTS-Serie «Quartier des banques» behandelt das gleiche Thema wie der SRF-Zweiteiler «Private Banking». Sogar in der Handlung gibt es krasse Überschneidungen. Wie kann das sein?
Der packende Zweiteiler «Private Banking» ist beste Werbung für die SRG, ein schlagendes Argument gegen die «No Billag»-Initiative. Wer die Sache etwas genauer betrachtet, kann allerdings zum gegenteiligen Schluss kommen: Im Westschweizer Fernsehen RTS lief im November eine sechsteilige Serie, die das gleiche Thema wie «Private Banking» behandelt. «Quartier des banques» spielt in einer Genfer Privatbank. Wie in «Private Banking», das in einer Zürcher Privatbank spielt, wird der wichtigste Mann der Bank handlungsunfähig. Paul Grangier (Vincent Kucholl, bekannt aus «26 Minutes») liegt bewusstlos in seiner Villa. Der Direktor hat zuvor verfügt, dass nicht sein Bruder, der ambitionierte Banker Alexandre, die Leitung der Bank übernehmen soll, falls ihm etwas zustösst, sondern seine Schwester Elisabeth. Eine Frau, die noch nie etwas mit der Bank am Hut hatte. In «Private Banking» kommt diese Rolle der unehelichen Tochter des Bankdirektors zu, der nach einem Herzinfarkt im Koma liegt.
«Private Banking» wie auch «Quartier des banques» ist hohe Fernsehkunst. Beide Produktionen sind spannend erzählt, gut besetzt und spielen visuell in der obersten TV-Liga. Grundthema und Kern der Storys aber sind: identisch.
Man fragt sich darum: Was soll diese Doppelspurigkeit? Haben sich SRF und RTS nicht abgesprochen? Und hätte man sich nicht auf eine Produktion beschränken und diese für den anderen Sprachraum synchronisieren können? Urs Fitze, Bereichsleiter Fiktion bei SRF, beschwichtigt. «Die Redaktionen aus den verschiedenen Landesteilen stehen in regelmässigem, engem Austausch», sagt er.
Die Überlegung, gemeinsam mit RTS eine Serie zu produzieren, habe «natürlich» stattgefunden, so Fitze. Die Verantwortlichen hätten sich aber dafür entschieden, aus dem ursprünglich ebenfalls als Serie geplanten «Private Banking» einen Zweiteiler zu machen. Und vor allem dafür, beide Projekte getrennt voranzutreiben – weil SRF und RTS mit ihren fiktionalen Produktionen unterschiedliche Ziele verfolgten und zwei völlig verschiedene Momente in der Geschichte der Bankenwelt behandelten. «SRF widmet sich dem automatischen Informationsaustausch, und RTS behandelt das Ende des Bankgeheimnisses», sagt Fitze.
Die inhaltlichen Ähnlichkeiten zwischen «Private Banking» und «Quartier des banques» streitet der SRF-Mann nicht ab. Die Produktionen würden sich aber in einem «ganz wesentlichen» Punkt unterscheiden, meint er: «SRF hat einen Eventzweiteiler produziert, RTS eine Serie.» PS: Die Produktion von «Private Banking» hat 3,7 Millionen Franken gekostet. SRF investierte knapp 2,9 Millionen. Der Rest kommt von Co-Produzent Arte, der Zürcher Filmstiftung und aus dem Teleproduktionsfonds. «Quartier des banques» verschlang rund 5 Millionen Franken, RTS bezahlte davon etwas mehr als 3 Millionen. fs