«Solange man sich ärgert, lebt man»
«Lästig» sei es, 90 Jahre alt zu werden, man werde dauernd auf seine Biografie angesprochen, findet der Berner Pfarrer und Schriftsteller Kurt Marti. Bilanz zu ziehen, ist ihm fremd. Sein Leben sei erfüllt, sein Tod nah.

So sieht das Zimmer eines Mannes aus, der sich im Klaren darüber ist, dass man über den Tod hinaus nichts mitnehmen kann: In Kurt Martis Raum in einem Stadtberner Altersheim gibt es ein Bett, einen Sessel zum Nachdenken, einen kleinen Tisch, an dem zwei Menschen Platz finden zum Reden, und wenige Bücher. Ein Lebensgepäck, das man leicht zurücklassen kann. Karg ausgestattet ist auch Martis letztes Buch «Heilige Vergänglichkeit». In viel weissem Leerraum schweben einzelne Zeilen. «Spätsätze» ist der Untertitel des Werks über die paar Dinge, die er noch sagen wollte. Kurt Marti ist bereit zu gehen.