Künftig gibt es nur noch einen Einzahlungsschein
Die Banken und Postfinance wollen ihre verschiedenen Zahlungssysteme vereinheitlichen.
Es ist das grösste Finanzinfrastrukturprojekt seit 30 Jahren: Die Banken und Postfinance vereinheitlichen ihre heute unterschiedlichen Zahlungssysteme bis Ende Jahr. Endkunden dürften die Auswirkungen der Harmonisierung allerdings erst später spüren.
Von der Vereinheitlichung verspricht sich der Schweizer Finanzplatz viel. So sollen die Zahlungsprozesse durchgehend digitalisiert werden, regulatorische Anforderungen besser erfüllt werden können sowie der ganze Zahlungsprozess vereinfacht und effizienter gestaltet werden.
Zuerst das Datenformat
Die Vereinheitlichung sei ein «Herkulesprojekt», sagte Markus Beck am Donnerstag vor den Medien in Zürich. Beck leitet das Produktmanagement Zahlungsverkehr Firmenkunden bei Raiffeisen Schweiz und amtet als Verwaltungsrat der SIX Interbank Clearing (SIC), die die Zahlungsverkehrsplattform der Banken betreibt.
Die Harmonisierung des Zahlungsverkehrs läuft deshalb in Etappen ab. Zuerst sollen bis Ende Jahr die Finanzinstitute auf ein einheitliches Datenformat und damit eine Einheitssprache für alle Marktteilnehmer umsteigen. Dabei handelt es sich um die Norm ISO 20022, die auch in der EU zum Einsatz kommt und sich international verbreitet. Überweisungen erfolgen fortan nach diesem Standard.
Neue QR-Rechnung als letzter Schritt
Dazu werden alle Bank- und Postkontonummern durch die internationalen Kontonummern IBAN ersetzt. Auch die beiden Lastschriftverfahren von der Postfinance und den Banken werden auf einen Nenner gebracht. Danach soll auch der E-Rechnungsprozess vereinfacht werden. Zuletzt sollen die heute sieben Einzahlungsscheine durch einen digital lesbaren Quick-Response (QR)-Code ersetzt werden.
Während Firmenkunden die Umstellung jetzt schon zu spüren bekommen, da sie selbst ihre Buchhaltungssysteme bis Mitte 2018 anpassen müssen, merken Endkunden zunächst kaum etwas davon. Das dürfte sich mit den neuen QR-Rechnungen ändern. Diese können aber erst eingeführt werden, wenn die Unternehmen ihre Umstellung abgeschlossen haben. Daher dürften erst ab Anfang 2019 erste Rechnungen mit QR-Code bei den Konsumenten eintrudeln.
Der QR-Code beinhaltet alle Daten für die Zahlung und kann mit dem Smartphone oder einem Lesegerät gescannt werden. Alle für die Zahlung notwendigen Informationen sind aber auch ohne technische Hilfsmittel lesbar. Sie können dadurch weiterhin auch manuell im E-Banking eingegeben werden. Auch kann weiter am Postschalter oder auf dem Postweg bezahlt werden. Der genaue Zeitplan für die Einführung der QR-Rechnungen wird Ende April bekannt gegeben.
Unternehmen sparen am Meisten
Laut einer Studie des Beratungsunternehmens Deloitte im Auftrag des Schweizer Finanzplatzes profitieren von der Umstellung vor allem Unternehmen. Die 567'219 privaten Firmen sollen zusammen jährlich 197 Millionen Franken einsparen können.
Insbesondere sollen Fehler bei der Erfassung von Rechnungen vermieden werden und somit der Korrekturaufwand sowie kostenpflichtige Nachforschungsaufträge zurückgehen. Weiter sollen die Prozesskosten sinken und durch ein effizienteres Cash Management die Kapitalkosten verringert werden.
Auf der anderen Seite müssen die Unternehmen einmalige Umstellungskosten von 450 bis 550 Millionen Franken schultern. Diese wären nach Berechnung von Deloitte durch die Einsparungen nach 2,5 Jahren amortisiert. Allerdings sind in diesen Zahlen allenfalls höhere Kosten für Software und Softwareupdates nicht enthalten.
Softwareanbieter dürften durch die Umstellung einen Anstieg der Abonnements für Softwareupdates und Wartungsverträge bei Zahlungsprogrammen und Cash-Management-Lösungen verbuchen, heisst es in der Studie. Die Auswirkungen könnten jedoch derzeit nicht fundiert quantifiziert werden.
Kaum Einfluss auf persönlichen Kontostand
Sowohl die öffentliche Hand (8,6 Millionen Franken) als auch Finanzinstitute und die Clearinggesellschaft (65,1 Millionen) sparen weniger als die Unternehmen. Allerdings gibt es von ihnen auch deutlich weniger institutionelle Einheiten. Sie tragen Umstellungskosten von 70 bis 90 Millionen beziehungsweise 500 bis 600 Millionen Franken.
Die privaten Endkunden können mit Einsparungen von 1,2 Millionen Franken rechnen, dies durch weniger fehlerhafte Zahlungen. Ob sie indes auch auf sinkende Bankgebühren hoffen können, bleibt allerdings unklar. Weitaus bedeutender als die finanziellen Einsparungen sei die Zeitersparnis durch das Einlesen und direkte Auslösen von Zahlungen über das Smartphone, hält Deloitte fest.
Den Kunden zugute kommen soll aber mehr Wettbewerb zwischen den Finanzinstituten durch die Vereinheitlichung.
SDA/mch
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch