Kubas Reformen sind epochal – und dennoch halbherzig
Heute kommt die Kommunistische Partei Kubas nach nur neun Monaten erneut zusammen. Die Abgeordneten sollen die von Raúl Castro propagierten Reformen ausweiten.

Die in Luzern lebende Kubanerin Isabel Buenaventura* war nervös, als sie im Dezember zum weihnachtlichen Familienbesuch nach Havanna reiste. Denn sie führte 15'000 Dollar in bar mit sich. Das Geld hatte ihr eine ebenfalls in der Schweiz lebende kubanische Freundin mitgegeben, deren Familienangehörige auf der Insel ein Haus kaufen wollen. Über 50 Jahre lang war ein derartiges Ansinnen auf Kuba offiziell als kapitalistisch, bourgeois, konterrevolutionär verschrien – und verboten. Erlaubt war lediglich, Immobilien zu tauschen; wenn dabei zusätzlich Geld floss, musste das unter der Hand geschehen. Die von Raúl Castro eingeleiteten Wirtschaftsreformen haben dem Versteckspiel ein Ende bereitet. «Plötzlich wollen in Havanna alle kaufen oder verkaufen», sagt Buenaventura. Während ihres Aufenthaltes hätten dreimal wildfremde Personen an die Tür geklopft und Interesse gezeigt, die Wohnung der Familie zu erwerben.