Krebsrisiko: Bund will Solariumverbot für Jugendliche
Sonnenstudios seien für Minderjährige besonders gefährlich, warnen Hautärzte.
Für Jugendliche soll das Sonnenstudio künftig tabu sein. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) will unter 18-Jährigen den Besuch von Solarien verbieten. Das sieht eine Verordnung vor, die das BAG im Februar in die Vernehmlassung schicken wird.
Hintergrund ist das neue Bundesgesetz zum Strahlenschutz, das vom Parlament im Juni verabschiedet wurde. Die Ausführungsverordnung konkretisiert jetzt die Umsetzung des Gesetzes zu den Solarien mit einem Zutrittsverbot für Jugendliche. «Künftig dürfen die Betreiber keine Minderjährigen mehr ins Solarium lassen», sagt Adrien Kay vom BAG.
Bei Verstössen drohen happige Strafen. Betreiber, die Kinder und Jugendliche trotz Verbot auf die Sonnenbank lassen, müssten tief in die Tasche greifen. Bei Übertretungen sieht das Strahlenschutzgesetz Bussen bis zu 40'000 Franken vor.
«Sonnenbrände entstehen in Freibädern – nicht im Solarium»
Mit dem Solariumverbot reagiert das BAG auf die Risiken der künstlichen Bräune. «Wissenschaftliche Studien zeigen seit langem, dass Solarien bei Minderjährigen und jungen Erwachsenen kausal Krebs auslösen können», sagt Kay. «Sie sind deshalb besonders gefährlich.» Die Internationale Krebsagentur gehe davon aus, dass das Risiko von Melanomen um 75 Prozent steige, wenn man vor dem 30. Altersjahr mit Solariumbesuchen beginne, und habe die Solarien in die höchste Gefahrenstufe für Krebsrisiken eingestuft.
Gegen das geplante Verbot aus Bundesbern wehrt sich Photomed, der Verband der Schweizer Solarien. «Wenn man Minderjährige konsequent vor schädlicher UV-Strahlung schützen will, müsste man auch den Zugang zu Freibädern regeln», sagt Verbandspräsident Heinz Wolf. «Dort entstehen Sonnenbrände – nicht im Solarium.»
In der Schweiz gebe es kein Problem mit Jugendlichen in Solarien, sagt Wolf. Eine Erhebung des Verbands habe gezeigt, «dass nur 1,3 Prozent der Solariumbenutzer unter 18 Jahre alt» seien. Die Solarien, die Mitglied im Verband seien, würden zudem bereits mit Schildern darauf hinweisen, dass der Zutritt erst ab 18 erlaubt sei.
Hautärzte würden gleich alle Solarien abschaffen
Doch in Selbstbedienungsstudios lässt sich das nicht kontrollieren. Und dazu zählen 90 Prozent der Solarien. «Mit einem gesetzlichen Verbot müssten alle auf bedient umstellen», sagt Wolf. «Das ist von den Kosten her gar nicht machbar. Viele Betriebe müssten schliessen.»
Für Gesundheitsexperten ist dennoch klar, dass es eine gesetzliche Alterslimite wie in Deutschland braucht. «Solarien sind für alle Altersgruppen schädlich, aber je jünger, desto schlimmer», sagt die Zürcher Ärztin Mandana Péclard. «Wenn die Hautärzte entscheiden könnten, würden alle Solarien abgeschafft.»
Bei den Jugendlichen ist das Motto «braun sein ist schön» wieder voll im Trend – ohne Rücksicht auf die Risiken. «Die Instagram-Generation ist risikofreudiger geworden», sagt Ärztin Péclard. «Was zählt, ist der Moment, man will gut aussehen und wenn möglich gleich noch ein Selfie posten.»
«Bräunungsepidemie bei Selfie-verrückten Jugendlichen»
Themen wie Hautalterung oder Hautkrebs würden viele nicht kümmern. «Es ist schlimm, dass wir immer mehr junge Menschen mit weissem Hautkrebs haben, kürzlich musste ich sogar eine 20 Jahre junge Frau deswegen beraten», sagt Péclard. In Grossbritannien warnen Dermatologen bereits vor einer «Bräunungsepidemie bei Selfie-verrückten Jugendlichen», die alle Warnungen in den Wind schlagen.
Mit der neuen Regelung will das BAG die Betreiber von Solarien verpflichten, die Risiken auf ein akzeptables Mass zu minimieren. Dazu gehört, «dass sie Minderjährige vom Solariumbesuch abhalten», sagt Adrian Klay. «Die geplante Verordnung soll die Grundlage liefern, diese Pflicht mit entsprechenden Kontrollen durchzusetzen.»
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