Krawalle in London nach tödlichem Polizeieinsatz
Nachdem ein vierfacher Familienvater durch eine Polizeikugel getötet wurde, haben dutzende Menschen gewaltsam protestiert. In Tottenham im Norden Londons ist es zu schweren Ausschreitungen gekommen.
Zwei Polizeiautos, ein Doppeldecker-Bus und ein Geschäft sind gestern Abend in Tottenham angezündet worden, teilte ein Polizeisprecher mit. Dutzende Randalierer hätten zudem Schaufenster zertrümmert, Journalisten vor Ort berichteten von Plünderungen. Nach Angaben der Agentur PA wurden die Einsatzkräfte mit Molotow-Cocktails und Ziegelsteinen beworfen. Acht Polizisten wurden verletzt, einer davon musste im Spital behandelt werden.
Fernsehteams mussten sich zurückziehen, da die Randalierer auch Übertragungswagen angriffen. Spezialeinheiten der Polizei versuchten in der Nacht, die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen. Sperren wurden errichtet, berittene Beamte versuchten, die Menge auseinanderzutreiben.
Nach Augenzeugenberichten versammelten sich auch Menschen aus anderen Londoner Stadtteilen, sogar aus dem rund eine Autostunde entfernten Londoner Süden, in den Strassen von Tottenham. Insgesamt kamen mehrere hundert Menschen zusammen.
Aufruf zur Ruhe
Der britische Unterhausabgeordnete für Tottenham, David Lammy, rief am Sonntag zur Ruhe auf. «Diejenigen, die sich an die destruktiven Konflikte der Vergangenheit erinnern, sollten entschlossen sein, nicht dorthin zurückzukehren.»
In dem Londoner Stadtteil, der vor allem für seinen Erstliga- Fussballverein Tottenham Hotspurs bekannt ist, war 1985 bei den schlimmsten Ausschreitungen in Grossbritannien seit 30 Jahren ein Polizist getötet worden.
Ein Sprecher von Londons Bürgermeister Boris Johnson warnte, Gewalt und Zerstörung würden die Ermittlungen der unabhängigen Polizeiaufsichtsbehörde (IPCC) nicht erleichtern.
Polizei: Vater schoss zuerst
Auslöser der Ausschreitungen war eine noch nicht vollständig aufgeklärte Schiesserei am Donnerstagabend, an deren Ende ein 29- Jähriger von einer Polizeikugel getötet wurde. Nach Darstellung der Polizei hatte der vierfache Vater zuerst geschossen.
Ein Polizist überlebte demnach nur durch Glück, weil die Kugel des in einem Taxi sitzenden Schützen vom Funkgerät des Beamten aufgehalten worden war. Die Polizei hatte mitgeteilt, es habe sich um einen geplanten Einsatz im Zusammenhang mit Ermittlungen in der organisierten Bandenkriminalität gehandelt.
Am Samstagabend versammelten sich dann mehrere hundert Menschen vor einer Polizeiwache, um «Gerechtigkeit» für den Tod des vierfachen Vaters zu fordern. Dabei sei die Lage ausser Kontrolle geraten, hiess es.
SDA/rub
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