Korruptionsangst fordert Weltcup-Macher
In drei Wochen beginnt die Weltcupwoche. In Adelboden ist der Run auf den «Riesen» kleiner als noch vor Jahren. Zudem bereiten die hochpreisigen VIP-Angebote Sorgen: Laut OK-Präsident Peter Willen sind Firmenkunden aus Angst vor Korruptionsvorwürfen zurückhaltender. In Wengen ist das anders.

Das Thema Privatbestechung hat am 1. Juli 2016 die Sportstätten und Konzertsäle in der Schweiz erreicht. Warum? Das revidierte Korruptionsstrafrecht sieht seither vor, dass auch die Bestechung von Privaten als Offizialdelikt gilt und selbst dann geahndet wird, wenn es nicht zu Wettbewerbsverzerrungen in der Wirtschaft führt. Vereinfacht gesagt: Das Anfüttern und Einseifen ist strafbar – das Antikorruptionsgesetz verbietet es Firmen, geladene Kundschaft mit Geschenken zu kaufen oder einzulullen.
Am Skiweltcup betrifft das vorab Firmenkunden, die bislang ihre Gäste grosszügig in die hochpreisigen Komfortbereiche eingeladen haben.«Seit das Gesetz verschärft wurde, herrscht eine grosse Verunsicherung», weiss Peter Willen. Der Adelbodner steht dem Weltcupklassiker am Chuenisbärgli seit 1995 vor. «Die Firmen wissen nicht mehr, was sie dürfen. Speziell staatsnahe Betriebe sind äusserst zurückhaltend.» Das Problem sei, dass es «nichts Handfestes, keine gesetzliche Limite» gebe. «Firmen haben begonnen, sich selber Grenzen zu setzen.» Laut Willen oft bei 300 Franken.
«Seit das Gesetz verschärft wurde, herrscht eine grosse Verunsicherung.»
Ganz teuer oder günstiger
Und dies bekommen die Veranstalter der 62. Adelbodner Skitage vom 6./7. Januar unmittelbar zu spüren. Ein VIP-Ticket mit Tribünenplatz und Dreigangmenü kostet am samstäglichen Riesenslalom 500 Franken, tags darauf am Slalom 330. «Wir haben im VIP-Bereich 500 Plätze weniger budgetiert. Entsprechend haben wir auch entschieden, etwas kleiner zu bauen», nennt Peter Willen konkrete Folgen. Im VIP-Zelt finden 1300 (früher 1500), im weniger komfortablen Club-Zelt dafür 1300 (bisher 1150) Skifestbesucher Platz.
Sinnigerweise in der teuersten Kategorie, der Sky Lounge, «funktioniert es recht gut», wie sich der Präsident der Ski-Weltcup Adelboden AG ausdrückt. Für einen der 200 Topplätze hoch über der Zieltribüne sind pro Wochenende und Person 1050 Franken zu berappen. «Im VIP-Zelt hingegen hat es eine Verlagerung hin zum günstigeren Club-Zelt-Angebot gegeben», so Willen. Geschuldet der Angst vor Korruptionsvorwürfen. Daher sei ein zusätzliches Premium-Club-Zelt mit einem garantierten Sitzplatz geschaffen worden.
Der Eintritt in diesen Bereich, wo es Verpflegung ab Buffet gibt, kostet zwischen 190 Franken (Slalom-Sonntag, Club-Zelt) und 320 Franken (Riesenslalom-Samstag, Club-Zelt Premium). Laut Willen kann ein Teil der beim VIP erlittenen Einbussen dank dem Mittun vieler KMU-Betriebe wettgemacht werden. «Dafür sind wir sehr dankbar.» Ein Hemmschuh, gerade beim VIP-Angebot, dürfte laut dem OK-Präsident gewesen sein, dass der Weltcup just auf das Ende der Ferien fällt.
Das Budget für den Weltcup Adelboden ist gegenüber dem Vorjahr um 300 000 Franken auf neu 5,2 Millionen gesenkt worden. «Wir probieren, die Ausgaben zu minimieren, um unser Ziel, eine schwarze Null, zu erreichen», so Peter Willen.
Exklusives am Lauberhorn
Wie im Vorjahr 7 Millionen Franken beträgt der Kostenrahmen an den 88. Internationalen Lauberhornrennen. Die Klassiker gehen in Wengen vom 12. bis 14. Januar über die weisse Bühne. Wie Geschäftsführer Markus Lehmann auf Anfrage sagt, spüren die Wengener in diesem Jahr anders als die Adelbodner nichts vom Antikorruptionsgesetz. «Ich habe die Zahlen der letzten Jahre verglichen und kann nicht bestätigen, dass die Hospitality-Angebote schlechter laufen würden.» Er sagt, die Verkäufe seien im Rahmen der letzten fünf Jahre.
«Ich kann nicht bestätigen, dass die Hospitality-Angebote schlechter laufen würden.»
Die Macher vom Lauberhorn richten derzeit für ihre VIP-Gäste eine spektakuläre Neuerung her. Statt wie bisher im Hochmoor auf Girschbiel wird das VIP-Zelt auf eine 20 Meter hohe Plattform gestellt – zwischen Wengernalpbahn und Canadien Corner, direkt unterhalb der Schlüsselstellen Hundschopf und Minschkante (wir berichteten). Laut Lehmann wird man «gut 500» oder rund 100 Plätze weniger als bisher haben. Dafür sind die Preise für die im Weltcup einzigartige VIP-Terrasse rund 200 Franken im Verkauf auf 920 (Spezialabfahrt am Samstag) respektive 720 (Kombi am Freitag) angehoben worden. Die Gold-Card-Tickets im Girmschbiel kosten unverändert zwischen 200 und 290 Franken.
«Ich bin sehr zufrieden», meint Markus Lehmann zum Stand des Ticketvorverkaufes. «Er ist in allen Kategorien so gut wie bei den letzten drei Rennen.» Seit Jahren blieben die Eintrittspreise am Lauberhorn unangetastet. «Wir wollen Familien und Skifans ermöglichen, ans Rennen zu kommen. Das normale Ticket ist für Kinder bis 15 Jahren, die in Begleitung sind, gratis» Markus Lehmann erwartet, ordentliche Witterung immer vorausgesetzt, «45 000 bis 48 000 Besucher».
Nur noch «Weltcup-Ticket»
In Adelboden hofft man wie im Januar 2017 auf gegen 40 000 Besucher. «Der Vorverkauf läuft gut, auch für die Tribüne», sagt Peter Willen. Er sagt aber auch: «Einen grossen Run, wie es ihn früher gab, gibt es nicht mehr.» Vor wenigen Jahren waren die Tickets für die mit 4900 Plätzen grösste Arena im Weltcupzirkus für den Riesenslalom stets binnen Minuten vergriffen. Am Donnerstag, 24 Tage vor dem Riesen-Klassiker, war diese Kategorie noch erhältlich. «Die Tribüne wird ausverkauft sein», meint Willen. «Es ist wichtig, dass wir sie füllen, wann ist egal.» Positiv sei, dass der Sonntag besser nachgefragt sei als früher. Die in der Vergangenheit bescheidenen Leistungen der Schweizer sowie der zuletzt mangelnde Schnee hätten nicht gerade zu einer Euphorie beigetragen.
Neu am Chuenisbärgli ist, dass die günstigste Kategorie «Entlang der Rennstrecke» aufgehoben und in das neue «Weltcupticket» integriert worden ist. Letzteres kostet analog den letzten Rennen am Samstag 55 und 40 Franken (Kinder) sowie am Sonntag 45 respektive 25 Franken. «Es gibt neu für den ganzen Zuschauerbereich neben der Tribüne nur noch ein Ticket, da die Nachfrage nach jenem an der Rennstrecke sehr tief war.» Laut Willen müsse man nun schauen, wie sich das bewähre. «Es hat einen Preisaufschlag gegeben, doch sind mit der Videowall, den sanitären Anlagen oder der Verpflegung wesentlich mehr Leistungen enthalten.»
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