Kommen und Gehen im Thuner Tor
Die vermeintlich starrste Kaderposition ist beim FC Thun ein ständiges Politikum. Gegen GC dürfte Guillaume Faivre zu seinem dritten Saisonspiel kommen.

Es war so etwas wie eine Vorahnung. Unbeschwert startete der FC Thun im Sommer in die neue Saison, die finanziellen Sorgen waren fürs Erste verdrängt, und zum frischen Wind passte auch ein neues Gesicht im Thuner Tor: Francesco Ruberto löste Guillaume Faivre als Stammkeeper ab. Doch schon damals sagte Trainer Marc Schneider: «Ich spreche nicht gern von Nummer 1 und 2. Er beginnt jetzt einfach mal.»
Und wer im Thuner Tor beginnt, das ändert sich mittlerweile beinahe schon von Spiel zu Spiel. Auf der vermeintlich starrsten Kaderposition dreht sich das Karussell im Oberland momentan ziemlich rassig, und so sagt Marc Schneider vor dem Auftritt heute bei GC: «Es gibt keine 1 und keine 2 und keine 3. Wir müssen uns den Umständen anpassen.» Die Umstände, das sind beim FC Thun auf der Torhüterposition zum einen starke Leistungsschwankungen, zum andern das auch auf dem restlichen Kader stark lastende Verletzungspech.
So also begann ein unbeschwerter Ruberto im Sommer. Ein paar Spiele lang machte er seine Sache ganz ordentlich, dann schlichen sich Fehler ein, Ruberto geriet unter Druck, so fest, dass sich die Thuner Verantwortlichen im Winter entschieden, den 25-Jährigen aus der Schusslinie zu nehmen. Den vermeintlichen Trumpf in der Hinterhand aber, den routinierten Guillaume Faivre, konnten die Thuner nicht ausspielen. Den Neuenburger plagte ein rätselhafter Infekt, dann setzte ihn eine Mandeloperation ausser Gefecht, schliesslich zog er sich eine Wadenverletzung zu. «Er musste schon oft mit Verletzungen kämpfen, doch das war schon hart für ihn», sagt Schneider.
Wieder schmerzte die Wade
Die vertrackte Lage im Thuner Tor schien er dann zu entspannen: Djordje Nikolic, 20 Jahre jung, 1,95 Meter gross, Leihgabe vom FC Basel. Der Serbe zeigte ein paar gute Spiele, strahlte die Sicherheit aus, die man sich von ihm versprach. Doch nach zwei Patzern bei der 1:2-Niederlage in Luzern wurde er unruhig. Zwei Partien und neun Gegentore später die Reaktion vom Trainerstab: Der wiedergenesene Faivre stand gegen Lausanne im Tor. Beim 0:0 gegen die Waadtländer wurde er zum Matchwinner, wehrte einen Penalty ab. «Gui hat den Ball an den Pfosten geschaut», scherzte ein erleichterter Schneider im Nachgang.
In der heiklen Thuner Tabellenlage mit einer Länge Vorsprung auf Schlusslicht Sion kann Faivre ein ruhender Pol sein – wenn er denn gesund bleibt. Schreck kommt bei den Oberländern am Donnerstagmorgen auf, wieder schmerzt bei Faivre die Wade, noch am Nachmittag fährt er in eine Klinik nach Basel, um sich eingehender untersuchen zu lassen.
Am Freitag dann Entwarnung: Faivre sollte spielen können. Dafür hat sich Nikolic die Adduktoren gezerrt. Nach Zürich fahren die Thuner mit Faivre und Ruberto. «So ist das momentan bei uns, es beeindruckt mich schon gar nicht mehr», sagt Schneider müde. «Aber jammern wollen wir nicht.»
Kaum je ohne Wechsel hinten
Faivre ist heute also dabei. Dennoch muss Jungcoach Schneider seine Defensive erneut umstellen. Wenn man betrachtet, in wie vielen verschiedenen Kombinationen die Thuner Hintermannschaft in den vergangenen sechs Spielen aufgelaufen ist, findet man eine Erklärung für nur vier Punkte in sieben Partien seit der Winterpause.
Vier verschiedene Innenverteidigerpaare kamen in dieser Zeit zum Zug, vor zwei verschiedenen Torhütern. Wenn die Zentrumsachse schon in der Defensive ständig ändert, wird es fürs ganze Team schwer, Beständigkeit zu finden. «Wir sind uns gewohnt, dass wir jedes Wochenende alles neu überdenken müssen», sagt Schneider.
Heute bei GC fehlt Sandro Lauper gesperrt, Timo Righetti wird wieder in die Abwehr rücken. Und Moreno Costanzo fällt ja lange aus, er hat sich das Kreuzband gerissen.
Aus der Unruhe um die Goalieposition jedenfalls zieht Schneider einen Schluss: «Wir bestimmen vorerst keine Nummer 1 mehr.» Vielleicht ist es so etwas wie eine Vorahnung.
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