Slalom in Kranjska GoraNach Rang 2 sagt Holdener: «Ich bin wieder hier und spiele dieses Spiel»
Wendy Holdener lag nach dem ersten Lauf von Kranjska Gora in Führung, schaffte es am Ende aber nicht an Petra Vlhova vorbei. Sie wurde Zweite, nimmt aber das Positive mit.

Ein herrlicher Morgen sei es gewesen, sagte Wendy Holdener nach dem ersten Lauf des Slaloms von Kranjska Gora noch. Ihr war eine formidable Vorstellung gelungen, mit der sie Petra Vlhova und Mikaela Shiffrin distanzierte, die Schwyzerin führte, der erste Triumph im Slalom war zum Greifen nah, und das im 100. Rennen, aus einem herrlichen Morgen hätte ein perfekter Tag werden können.
Acht Hundertstel Vorsprung auf Vlhova nimmt Holdener mit in diesen zweiten Lauf, die Piste ist gezeichnet, unzählige Skipaare haben ihre Furchen hinterlassen und die Slowakin hat vorgelegt, der Schwedin Anna Swenn-Larsson über eine Sekunde abgenommen.
Aber sonst? Sonst läuft an diesem Mittag so viel für Holdener. Katharina Liensberger, Fünfte des ersten Laufs fädelt ein, Shiffrin, die Zweite, ebenfalls, das passiert schon selten genug. Die US-Amerikanerin war ähnlich fulminant unterwegs wie kurz nach ihr Vlhova, ihre ewige Konkurrentin.
Holdener kennt solche Situationen, sie führte schon fünfmal nach einem ersten Lauf und wurde dabei zweimal Zweite, unter anderem bei den Olympischen Spielen 2018. In Are jedoch, bei der WM 2019, unterlief ihr früh ein grober Fehler, sie kämpfte sich durch, brachte den Lauf ins Ziel und wurde 17.
Sie kann die ganz grossen Namen fordern
In Kranjska Gora nun ist es nicht Sieg Nummer 1 in dieser Disziplin, sondern Podestplatz 29. Nach der zweiten Zwischenzeit liegt Holdener sieben Hundertstel vorne, danach sieben zurück und im Schlusssektor verliert sie noch einmal ein kleines bisschen, am Ende ist Vlhova 23 Hundertstel schneller, Holdener wieder Zweite, zum 14. Mal in einem Slalom. Dritte wird Swenn-Larsson, die zuletzt wegen einer Knieverletzung eine ganze Saison verpasst hatte.
Wer nach einem ersten Lauf führt, will im Ziel eine grüne Zeit aufleuchten sehen, das ist bei Holdener nicht anders. Die Schwyzerin zeigt aber auch, dass sie wieder mithalten kann, nicht nur das, sie fordert die ganz grossen Favoritinnen. Vorne, da fährt Vlhova zwar ihr eigenes Programm, Shiffrin ist ebenfalls in ihrer Liga, dahinter aber gibt es viele Namen, die es aufs Podest schaffen können.
Holdener ist eine Fahrerin, die sich in kritischen Stuationen immer viel Gedanken macht, «verkopfen», nennt sie das jeweils. In der Saison 2020/21, als sie im Slalom von Katharina Liensberger überholt wurde und auch noch Michelle Gisin ein Rennen gewann, lief nicht mehr alles von selbst, punktemässig war sie letztmals im Winter 2014/15 schlechter klassiert. Im März fiel sie wegen Corona aus und in der Saisonvorbereitung brachen bei einem Sturz Handwurzelknochen an beiden Händen.
Vielleicht haben auch solche Ausnahmesituationen zu einem mentalen Reifeprozess beigetragen. Holdener nimmt diesen zweiten Platz gelassen hin, das zeigt sie zumindest gegen aussen. Natürlich habe sie geschaut, ob eine 1 auf der Tafel stehe, als sie ins Ziel kam, sagt sie hinterher. Sie sagt aber auch: «Ich bin wieder hier und spiele dieses Spiel.» Und am Ende noch: «Es ist schön, wo ich bin.»
Gisin fädelt beim dritten Tor ein
Neben Holdener waren in Kranjska Gora ungewöhnlich wenige Schweizerinnen am Start, das Slalomteam ist wegen Corona arg gebeutelt, es fehlten Camille Rast, Mélanie Meillard und Aline Danioth. Und dann schied mit der Startnummer 1 auch noch Michelle Gisin aus, nach drei Toren fädelte sie ein, für die Obwaldnerin war es der erste Ausfall im Slalom seit März 2017.
Kleine Erfolgserlebnisse feierten im Nordwestens Sloweniens dafür Elena Stoffel und Nicole Good. Mit ihren Startnummern 32 und 44 schafften sie es in den zweiten Lauf und beide holten Punkte, Good erstmals in ihrer Karriere, der Slalom von Kransjka Gora war ihr sechster Weltcup-Einsatz. Am Ende liegt sie auf Rang 23, Stoffel auf 21.
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