Die Machtübernahme durch die Generation der Jungen, die schon 2016 in Estavayer viel Druck auf die arrivierten Kräfte ausgeübt hatten, war prognostiziert worden. Der Thronwechsel von den Bernern zu den Nordostschweizern oder den Innerschweizern auch. Beide Szenarien sind in Zug nicht eingetroffen. Das hat mehrere Gründe.
Pirmin Reichmuth (23) und Samuel Giger (21), zwei der meistgenannten Favoriten, konnten die hohen Erwartungen nicht erfüllen, zerbrachen schon früh am Druck. Der Innerschweizer fiel schon nach zwei, der Nordostschweizer nach drei Gängen aus der Entscheidung. Beide zeigten zwar am Sonntag die erwartete Reaktion, stiessen noch auf die Ränge 3 und 4 vor, in die Ausmarchung um den Königstitel konnten sie aber nie eingreifen.
Armon Orlik (24), der andere junge Trumpf der Nordostschweizer, machte eine viel bessere Figur. Aber im entscheidenden Moment fehlte ihm erneut das Durchsetzungsvermögen. In Estavayer 2016 hatte er den Schlussgang verloren, diesmal verspielte er seine Titelträume mit dem gestellten 7. Gang gegen Sven Schurtenberger.
Wicki überzeugte und begeisterte
Joel Wicki (21), das Innerschweizer Kraftpaket war noch näher dran, die ältere Generation an der Spitze abzusetzen und den Bernern die Krone zu entreissen. Er hatte auf seinem Weg in den Schlussgang überzeugt und begeistert. Wie schon am Unspunnnen 2017 stand ihm aber am Ende Christian Stucki im Weg. Diesmal hat er es selber in der Hand. Doch Wicki, der sich mit dem Titel des «Erstgekrönten» zufrieden geben muss, liess sich am Schlussgang mit seiner eigenen Waffe, dem Blitzangriff mit Kurz, überraschen.
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Bilder: Das war das Eidgenössische 2019
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So bleibt einer aus der alten Garde an der Macht und die Berner setzten ihre Königsserie fort. Nach Kilian Wenger 2010, Matthias Sempach 2013 und Matthias Glarner 2016 ging die Krone nun 2019 an Christian Stucki.
Das ist zwar keine grosse Überraschung, erstaunt aber trotzdem. Denn Stucki musste auf dem Weg zur Krönung seiner grossartigen Karriere gleich mehrere Hürden meistern. Zu Saisonbeginn hatte er sich am Emmentalischen einen Innenbandriss am Knie zugezogen. Erst vor 14 Tagen war er beim Berner Kantonalen auf die Kranzfestbühne zurückgekehrt. Dazu kam, dass der Seeländer in Zug vom Einteilungsgericht sehr hart angefasst wurde. Reichmuth, Orlik und zweimal Wicki standen am Ende auf dem Notenblatt – viel härter geht es nicht. Er blieb unbesiegt und triumphierte mit sechs Siegen und zwei Gestellten.
Der Schwinger-Grand-Slam
Auf würdigere Art kann ein Schwinger mit 34 Jahren nicht König werden. Und in die Gilde der Grössten dieses Sport aufrücken. Erst als zweiter Schwinger nach Jörg Abderhalden schaffte Stucki den Schwinger-Grand-Slam, die Siege am Kilchberger (2008), am Unspunnen (2017) und am Eidgenössischen (2019).
Für die Zuger Organisatoren ist Stuckis Sieg nicht das erhoffte Happy End. Sie hatten sich den zweiten Königstitel eines Innerschweizers so sehnlich gewünscht. Trösten müssen sie sich mit dem grossen Lob, das grösste Eidgenössische der Geschichte auf einem noch nie erlebten Niveau und ohne gravierende Probleme über die Bühne gebracht zu haben.
Trösten können sich die Verlierer von Zug mit der Chance, sich schon bald rehabilitieren zu können. In den nächsten vier Jahren finden gleich vier grosse Feste mit Eidgenössischen Charakter statt. 2020 das Jubiläumsfest 125 Jahre Schwingerverband in Appenzell, 2021 der um ein Jahr nach hinten verschobene Kilchberger Schwinget, 2022 das Eidgenössische in Pratteln und 2023 das Unspunnenfest.
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König Stucki hält die Berner an der Macht
Das Eidgenössische in Zug endet ohne den erwarteten sportlichen Umsturz an der Spitze – und ohne Happy End für die gastgebenden Innerschweizer.