Knall bei Raiffeisen: Jetzt tritt der Chef doch zurück
Patrik Gisel sagte immer, dass er seinen Job behalten wolle – jetzt geht er doch. So begründet die Bank den Abgang des Chefs.
Raiffeisen Chef Patrik Gisel hat sich entschieden, seine Funktion als Vorsitzender der Geschäftsleitung auf Ende Jahr abzugeben. Mit diesem Schritt wolle er die öffentliche Debatte um seine Person beenden und die Reputation der Bank schützen, teilt Raiffeisen am Mittwoch mit. Gisel werde seine Funktion bis Ende 2018 weiter wahrnehmen.
Wer sein Nachfolger wird, ist noch nicht bekannt: Der Verwaltungsrat von Raiffeisen Schweiz habe den Auswahlprozess für einen neuen Vorsitzenden der Geschäftsleitung umgehend eingeleitet, schreibt die Bank.
Spekulationen über Rücktritt
Gisel war in der Öffentlichkeit wegen der Affäre um das Geschäftsgebaren des früheren Raiffeisen-Chefs Pierin Vincenz wiederholt kritisiert worden. Die Zürcher Oberstaatsanwaltschaft ermittelt gegen Vincenz wegen möglicher ungetreuer Geschäftsbesorgung. Der Banker soll bei Firmenübernahmen der Kreditkartengesellschaft Aduno und der Investmentgesellschaft Investnet ein Doppelspiel gespielt und persönlich abkassiert haben. Er sass deswegen während rund 15 Wochen in Untersuchungshaft.
Vincenz war 17 Jahre an der Spitze von Raiffeisen und prägte die drittgrösste Bankengruppe der Schweiz massgeblich. Sein Nachfolger Gisel leitet die Bank seit Oktober 2015. Auch über Gisels Rücktritt wurde immer wieder spekuliert. Dieser betonte derweil immer wieder, im Amt bleiben zu wollen.
Integrität «ausser Zweifel»
Der Raiffeisen-Verwaltungsrat hält nun in der Mitteilung fest, dass «weder das im Juni 2018 abgeschlossene Enforcement-Verfahren der Finanzmarktaufsicht Finma, noch die Zwischenresultate der laufenden unabhängigen Untersuchung zur Ära Pierin Vincenz Patrik Gisel aufsichtsrechtlich belasten». Seine Integrität stehe «ausser Zweifel».
Der interimistische Leiter des Verwaltungsrats der Raiffeisen Schweiz, Pascal Gantenbein, wird zitiert: «Wir danken Patrik Gisel für sein hervorragendes Engagement für die ganze Bankengruppe. Er hat in den vergangenen drei Jahren das Unternehmen umsichtig und sehr erfolgreich geführt und strategisch wichtige Schritte zur Weiterentwicklung eingeleitet. Er wurde von den Mitarbeitenden der Raiffeisenbanken und von Raiffeisen Schweiz ausserordentlich geschätzt.»
Weitere Nachfolger gesucht
Es ist nicht der erste Rücktritt bei Raiffeisen Schweiz im Zug der Vincenz-Affäre: Im März trat Verwaltungsratspräsident Johannes Rüegg-Stürm zurück. Auch für ihn wird eine Nachfolge gesucht. Interimistisch wurde er von Pascal Gantenbein ersetzt. Dieser gab an der Delegiertenversammlung in Lugano im Juni bekannt, dass er für das Amt des Präsidenten kandidieren wolle. Für das Amt fiel zuletzt auch der Name Hans-Ulrich Meister - derzeit Präsident bei Implenia.
Zudem gaben Ende April acht von elf Verwaltungsratsmitglieder bekannt, bis 2020 zurückzutreten. Ein weiteres Mitglied werde sich nicht für eine weitere Amtszeit zur Verfügung stellen.
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