Klitschko rettet sich nach Punkten – Chisora sorgt für Eklat
Witali Klitschko bleibt Weltmeister im Schwergewicht und besiegt Dereck Chisora nach Punkten. Sein britischer Herausforderer leistete grossen Widerstand und wurde seinem Ruf als Provokateur auch im Ring gerecht.
Witali Klitschko verteidigte seinen WBC-Schwergewichts-WM-Titel in München mit Erfolg. Der 40-jährige Ukrainer besiegte in einem gutklassigen Kampf über zwölf Runden den starken britischen Herausforderer Dereck Chisora (28) einstimmig nach Punkten.
Am Ende sahen die drei Punktrichter vor 12'500 Zuschauern in der Münchner Olympiahalle den Titelverteidiger zu deutlich voran (zweimal 118:110, einmal 119:111). Noch kein WM-Herausforderer vor Chisora hatte Witali Klitschko über die gesamte angesetzte Distanz so unter Druck setzen können. Die grössere Präzision gab schliesslich den Ausschlag für den zäh erkämpften Erfolg des Titelverteidigers.
Klitschko im Rückwärtsgang
Witali Klitschko schlug für einmal in einem WM-Kampf vorwiegend im Rückwärtsgang, denn Chisora marschierte unermüdlich vorwärts. Er entpuppte sich als ebenbürtiger Gegner. Chisora suchte seine Chance. Mit «Anspringen» verkürzte er öfters effizient die Distanz. Hinter Chisoras Haken steckte beträchtliche Wucht, doch der Titelverteidiger konnte mit einwandfreien Reflexen, seiner grossen Routine und einer soliden Deckung die Kontrolle behalten.
Doch Chisoras Druck nahm mit Fortdauer des Kampfes nicht ab. Vorab in der temporeichen 7. Runde wurde Witali Klitschko keine Verschnaufpause gegönnt. Es war dies der erste Umgang, der unzweifelhaft an den Herausforderer ging. Trainer Fritz Sdunek wies den Titelverteidiger nach acht Runden an, die Führhand mehr zu schlagen. Doch Chisora wich nicht zurück und schlug nach Treffern von Witali Klitschko postwendend zurück. Bis zum Schluss blieb der Kampf offen. «Sportlich hat Dereck Chisora eine gute Leistung gezeigt. Er marschierte unaufhörlich nach vorne. Ich musste wahnsinnig auf seine Schläge aufpassen. Menschlich habe ich aber keinen Respekt vor ihm.»
Chisora hatte nach seiner Ohrfeige gegenüber Witali Klitschko einen Tag vor dem Kampf in den Minuten für einen weiteren Eklat gesorgt. Er griff in den Minuten vor dem Fight den WBA-Super-Champion Wladimir Klitschko an, als dieser als Offizieller des gegnerischen Camps vorschriftsgemäss die Bandagen beziehungsweise Boxhandschuhe des Briten kontrollieren wollte. Und im Ring spritzte Chisora Wasser aus seinem Mund in das Gesicht von Wladimir Klitschko.
Die Respektlosigkeiten dürften ein Nachspiel haben. Der Weltverband WBC hatte Chisora wegen des Eklats beim Wiegen schon eine Busse in der Höhe von 50'000 Dollar aufgebrummt (10 Prozent seiner WM-Börse). Und der britische Verband zieht eine Sperre von Chisora in Betracht. «Ich schäme mich für solche Boxer wie Chisora in diesem Sport», kommentierte Wladimir Klitschko das Auftreten des Herausforderers neben dem Ring.
Auch nach dem Kampf sorgte Chisora für einen Skandal. Bei der Pressekonferenz prügelte er sich mit seinem Landsmann David Haye, nachdem sich beide zuvor provoziert und beleidigt hatten. Betreuer und Trainer aus beiden Lagern waren involviert. Chisora wurde an der Lippe verletzt, Hayes Trainer Adam Booth an der Stirn. Umstehende mussten dazwischengehen, um die Streithähne nach mehreren Minuten zu trennen. Haye hatte letzten Sommer einen WM-Kampf gegen Wladimir Klitschko einstimmig nach Punkten verloren. In München stand er als Co-Kommentator für einen britischen TV-Sender im Einsatz.
Verletzung in der 4. Runde
Witali Klitschko zog sich in der 4. Runde eine Schulterverletzung zu. «Acht Runden habe ich den Kampf ohne linke Hand bestritten. Ich kann den linken Arm nicht mehr bewegen», sagte er Stunden nach dem Kampf. Noch am Sonntag sollte er sich in München einer Kernspintomographie unterziehen. Es könnte sich laut Trainer Sidunek um den Wiederaufbruch einer alte Verletzung handeln.
Der gegenüber Witali Klitschko um 15 Zentimeter kleinere Chisora (1,87 m) kassierte die dritte Niederlage seiner Profikarriere und seit Juli letzten Jahres. Witali Klitschko hat nun 44 seiner 46 Profikämpfe gewonnen. «Für mich steht ausser Frage, dass ich ein Anrecht auf eine Revanche habe», sagte Chisora.
Bereits in 14 Tagen steigt Witalis jüngerer Bruder Wladimir Klitschko (35) in den Ring. Er verteidigt seine drei WM-Titel (IBF, WBO, WBA-Super-Titel) in Düsseldorf gegen den Franzosen Jean-Marc Mormeck. Wie lange Witali Klitschko seine Karriere im Boxring fortsetzt, hängt von den politischen Wahlen in seiner Heimat Ukraine ab. Im Oktober sind Parlamentswahlen angesetzt, zudem bewirbt sich der Schützling von Trainer Fritz Sdunek um das Amt der Bürgermeisters in Kiew.
WBC-WM im Schwergewicht: Witali Klitschko (Ukr/Titelverteidiger) s. Dereck Chisora (Gb) einstimmig nach Punkten (118:110, 118:110, 119:111).
si/mrs
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