Klimawandel mit Fernwirkung
Ein internationales Forscherteam um den Berner Klimatologen Stefan Brönnimann hat nachgewiesen, dass das Ozonloch über der Antarktis sogar den Niederschlag im 10'000 Kilometer entfernten tropischen Pazifik massiv gesteigert hat.

Eindrücklicher ist die unberechenbare Fernbeziehung zwischen Ursachen des Klimawandels und deren Folgen selten gezeigt worden als in der Forschungsarbeit, die Stefan Brönnimann, Geographieprofessor und Klimatologe am Oeschger-Zentrum für Klimaforschung der Universität Bern, mit seinem internationalen Forscherteam eben im Fachorgan Environmental Research Letters publiziert hat.
Brönnimann und seine Crew zeigen, dass der Niederschlag in Französisch-Polynesien im Südpazifik zwischen den 60er- und 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts um rund 50 Prozent zugenommen hat, und zwar als Folge des Ozonlochs, das sich immer im September und Oktober über der Antarktis öffnet.
Die jedes Jahr wiederkehrende Ausdünnung der Ozonschicht, die Lebewesen vor der krebserregenden UV-Strahlung der Sonne schützt, ist eine Folge des Gebrauchs von Fluorkohlenwasserstoffen, beispielsweise in Spraydosen. So zeigt sich die globale Wirkungskette: In den Industrieländern des Nordens werden schädliche Gase ausgestossen, die am südlichsten Punkt der Erde, über der Antarktis, die Ozonschicht beschädigen, was wiederum dazu führt, dass 10'000 Kilometer davon entfernt, im Südpazifik, die Niederschläge drastisch zunehmen. «Man kann an diesem Beispiel zeigen», sagt Stefan Brönnimann auf Anfrage, «wie überraschend und unberechenbar das globale Klimasystem auf einen Eingriff reagiert.»
Das Ozonloch an sich gilt als praktisch gelöstes Klimaproblem. Die radikale und weltweit durchgesetzte Reduktion der ozonschädigenden Gase Ende der 80er-Jahre führt dazu, dass sich das Ozonloch stabilisiert hat und in Zukunft wieder kleiner werden wird. Ungefähr 2050 wird es sich gemäss Prognosen der Klimatologen vollständig schliessen. Als Folge davon wird auch die Niederschlagsmenge im Südpazifik sinken.
Trotzdem ist für Stefan Brönnimann der eben erbrachte Nachweis einer weltumspannenden Kettenreaktion auch für das Verständnis der aktuellen Klimaerwärmung von Bedeutung: «Wir müssen uns bewusst sein, dass unser Ausstoss von Treibhausgasen am anderen Ende der Welt einen möglicherweise unerwarteten Einfluss auf das regionale Klima nehmen kann.»
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