Klimaschutz geht auch mit Wirtschaftswachstum
Entgegen der verbreiteten Meinung sind Wirtschaftswachstum und Klimaschutz keine Gegensätze – unter bestimmten Bedingungen ergänzen sie sich sogar. Entscheidend dafür sind laut der UNO die nächsten 15 Jahre.

Die Überzeugung, dass Klimaschutz und Wirtschaftswachstum zugleich unmöglich zu erreichen seien, komme bei genauerer Betrachtung einem «Mythos» gleich, sagt der Finanzexperte und frühere deutsche Weltbank-Vizepräsident Caio Koch-Weser.
Wirtschaftswachstum, eine sichere Energieversorgung und Klimaschutz liessen sich gleichzeitig umsetzen – «wenn es gelingt, verlässliche politische Rahmenbedingungen zu schaffen, nachhaltige Investitionen zu tätigen und Anreize für Innovationen zu setzen».
Die nächsten 15 Jahre entscheiden
Koch-Weser ist gemeinsam mit der Globalen Wirtschafts- und Klimakommission – einem Zusammenschluss von 24 Experten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft – zu diesem Schluss gekommen. Heute stellte die Gruppe unter dem Vorsitz des früheren mexikanischen Staatspräsidenten Felipe Calderón und des britischen Wirtschaftswissenschaftlers Nicholas Stern im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York ihren Bericht vor.
Die nach Angaben der Autoren wichtigste Erkenntnis: Klimaschutz und Wirtschaftswachstum sind parallel prinzipiell möglich, sie können sich sogar ergänzen und gegenseitig voranbringen. Und: Die kommenden 15 Jahre sind entscheidend für die Frage, ob das gelingen kann.
Sinnvolle Investitionen gefordert
In dieser Zeitspanne wird sich den Prognosen der Experten zufolge nämlich einiges verändern. Die Weltwirtschaft wird um mehr als die Hälfte wachsen, eine Milliarde mehr Menschen werden in Städten leben, technologische Veränderungen werden ihr Leben und Arbeiten weiterhin stark verändern. Und rund 90 Billionen Dollar dürften weltweit in die Infrastruktur investiert werden.
Dieses Geld müsse sinnvoll und im Bewusstsein eines stärkeren Klimaschutzes ausgegeben werden, fordern die Fachleute nun – zum Beispiel in die öffentlichen Verkehrssysteme von Städten. Das reduziere die Luftverschmutzung, Treibhausgas-Emissionen könnten eingespart werden. Auch in erneuerbare Energien müsse investiert werden, um die Abhängigkeit von der Kohle zu verringern. Dann liessen sich auch die Subventionen für fossile Brennstoffe abbauen.
Klimaschutz als Wachstumsmotor
Die deutsche Umweltministerin Barbara Hendricks wertet den Bericht als Beleg für die besondere Rolle der erneuerbaren Energien: «Klimaschutz ist zum Wachstumsmotor geworden», sagte sie. Dies sei auf eine ganze Reihe von technologischen Durchbrüchen zurückzuführen – nicht zuletzt solche bei erneuerbaren Energien.
Doch die Studie geht in ihren Empfehlungen noch weiter: Derzeit nicht für die Landwirtschaft genutzte Flächen müssten etwa weltweit wiederbelebt werden. Wenn das bei nur zwölf Prozent geschehe, könnten schon 200 Millionen Menschen ernährt und das Einkommen der Bauern um 40 Milliarden Dollar pro Jahr erhöht werden.
Forschungsausgaben erhöhen
Die Investitionen in die Erforschung und Entwicklung klimafreundlicher Technologien sollten den Forderungen der Experten zufolge ausserdem verdreifacht werden. Wenn dies alles konsequent umgesetzt würde, könnte es das Weltwirtschaftswachstum bereits in den kommenden 5 bis 15 Jahren deutlich stärken, heisst es in dem Bericht.
Bislang handelt es sich allerdings nur um Vorschläge. In den kommenden Monaten wollen die Experten weltweit bei Unternehmen für ihre Ideen werben.
Zuvor gibt es aber noch einen wichtigen Termin, bei dem die Untersuchung ebenfalls diskutiert werden soll: Am nächsten Dienstag steht in New York vor der UN-Vollversammlung ein Klimagipfel an, für den sich neben UN-Generalsekretär Ban Ki Moon auch schon zahlreiche Staats- und Regierungschefs aus aller Welt angesagt haben.
SDA/rar
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