Kleiner Bach schlägt hohe Wellen
Der Lötschenbach führt nur wenig Wasser, sorgt aber für hohe Wellen. Der Gemeinderat will das Bächlein, das unterirdisch durchs Dorf fliesst, komplett offenlegen. Kostenpunkt: 7 Millionen. Das Parlament weist den Kredit zurück.

Friedlich plätschert der Lötschenbach von Gümligen her in Richtung Ostermundigen. Am südlichen Dorfrand verschwindet er in ein Rohr und fliesst grösstenteils unterirdisch durch Ostermundigen. Am nördlichen Dorfrand endet die Leitung. Ab hier fliesst der Lötschenbach wieder offen bis zur Einmündung in die Worble.
Doch die unterirdischen Leitungen sind über ein halbes Jahrhundert alt. Sie müssen saniert werden, wie der Gemeinderat erklärt. Er hat deshalb von Fachleuten abklären lassen, ob der Lötschenbach wieder vollständig offengelegt werden könnte.
Ihr Bericht liegt nun vor: Ja, es ist möglich. Eine solche Ausdolung hätte laut Gemeinderat verschiedene Vorteile. Es würde künftig kein Wasser mehr vom Lötschenbach in die Kanalisation fliessen, und das Dorf würde vor Überschwemmungen geschützt.
Nicht zu vergessen: «Fusswege entlang von Bächen werden gerne für einen Spaziergang genutzt, womit der geöffnete Lötschenbach auch als Erholungsraum im Zentrum diente», so der Gemeinderat.
Knapp zurückgewiesen
Mit der Freilegung des Lötschenbachs ist es jedoch nicht getan. Es müssen auch verschiedene Wasser- und Abwasserleitungen umgelegt werden. Zudem gilt es, Hauszufahrten anzupassen und Brücken über den offengelegten Lötschenbach zu bauen.
Alles in allem ist mit Kosten von 7,2 Millionen Franken zu rechnen. Davon wird die Gemeinde Ostermundigen nur den kleineren Teil zahlen müssen: Der Kanton beteiligt sich voraussichtlich mit 4,1 Millionen Franken.
Dazu liebäugelt der Gemeinderat mit Beiträgen aus verschiedenen Fonds. Letztere sind aber nicht verbindlich zugesichert, auch ihre Höhe ist unklar.
Am Donnerstag hätte nun das Mundiger Gemeindeparlament, der GGR, über den 7,2-Millionen-Franken-Rahmenkredit entscheiden sollen und am 25. Juni das Stimmvolk. Doch dazu kommt es nicht. Das Parlament hat das Geschäft mit 14 zu 13 Stimmen knapp zurückgewiesen.
Und es hat den Vorschlag von Hans Rudolf Hausammann (SVP) unterstützt, wonach eine Begehung für die Parlamentsmitglieder stattfinden soll. Damit könnten sich alle ein Bild machen, ob die Offenlegung sinnvoll sei.
«Kein Wunschkonzert»
Hausammann ist nicht per se gegen die Renaturierung des Lötschenbachs, den er wegen der geringen Wassermenge als Rinnsal bezeichnet. Aber das Projekt berge nun einmal auch Gefahren, erklärt er.
Beispielsweise könne es für die Anwohnerschaft mehr Mücken zur Folge haben. Parlamentarierin Rahel Wagner (EVP) wollte derweil wissen, wer im Falle von Folgeschäden der Offenlegung – wie etwa einer Absenkung von Gebäuden – schadenersatzpflichtig würde. Die Frage liess sich am Donnerstagabend nicht eindeutig klären.
Auf der anderen Seite gab Parlamentarier Christian Zeyer (SP) zu bedenken: «Es ist kein Wunschkonzert.» Wenn die unterirdische Lötschenbach-Leitung saniert werden müsse und eine Offenlegung möglich sei, dann müsse diese nun einmal ins Auge gefasst werden. So schreibe es das Gesetz vor. Weitere Diskussionen sind also programmiert.
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