«Klassen ghüdere»: Auch Lehrer protestieren vor dem Rathaus
Nach Behinderten und Gymnasiasten haben am Mittwoch auch bernische Lehrkräfte ihrem Unmut über die Sparmassnahmen Luft verschafft.
Mehr als hundert Lehrerinnen und Lehrer beteiligten sich laut dem Berufsverband LEBE an der Aktion «Klasse ghüdere». Sie wollten den Mitgliedern des Grossen Rates vor Augen führen, dass es bei den Vorschlägen der Finanzkommission zur Klassengrösse nicht um abstrakte Richtwerte gehe. Vielmehr drohten Klassen- und Schulschliessungen. Die Attraktivität von betroffenen Gemeinden stehe daher ebenfalls zur Diskussion.
Auch auf dem Rathausplatz waren Esther und Res Aebi, Lehrer am Oberstufenzentrum Schwarzenburg : «Wenn die Klassen grösser werden, herrschen bei uns im Oberstufenzentrum Schwarzenburg bald Zustände wie vor 40 Jahren. Wir haben Klassen, da nimmt die Hälfte der Kinder Ritalin und die andere Hälfte ist nicht integriert. Das heisst, nur noch die besten würden etwas lernen.»
Eva-Maria Hübscher, Lehrerin an der Primarschule Hessgut Liebefeld machte ihrem Ärger ebenfalls Luft: «Ich habe viele Kinder mit Migrationshintergrund und mache jetzt schon 2. Klass-Lehrstoff mit meinen Drittklässlern. Mit grösseren Klassen kämen wir gar nicht mehr vorwärts.»
Dem kurzfristigen, geringen finanziellen Erfolg stehe ein bildungspolitisch äusserst bedenkliches Signal und mittelfristig ein volkswirtschaftlicher Schaden gegenüber. Dass in den letzten Jahren in der Bildung bereits in Milliardenhöhe gespart worden sei, werde heute gerne ausgeblendet.
Die Finanzkommission beantragt eine weitere Erhöhung der durchschnittlichen Klassengrösse um 0,5 Schüler. Das soll Kanton und Gemeinden um 16 Millionen Franken entlasten. Laut Regierung müssten dazu 120 der 4200 Klassen geschlossen werden.
Lehrwerkstätten Bern fürchten um Plätze
Auch Metallbauschlosser-, Spengler- und Schreinerlehrlinge der Lehrwerkstätten Bern (LWB) setzten sich auf dem Rathausplatz für die Zukunft ihrer Berufe ein. Diese Berufsausbildungen sollen dem Sparpaket zum Opfer fallen. Insgesamt wären dies 272 Ausbildungsplätze. Mit den Lehrlingen auf den Rathausplatz gekommen waren auch Jakob Scheuner, Ausbildner bei den Metallbauschlosser. «Wir haben Lehrlinge, die in der Privatwirtschaft schlecht unterkommen, viele davon mit Migrationshintergrund. Denn schwächere Schüler haben in der Privatwirtschaft nach wie vor wenig Chancen.»
SDA/tan
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