Klares Bekenntnis zu Französisch in der Schule
Englisch plus eine zweite Fremdsprache, beides schon in der Primarschule: Die Erziehungsdirektoren halten an der bisherigen Sprachenstrategie fest. Unterstützung gibt es von Bundesrat Alain Berset.

An Schweizer Primarschulen sollen eine zweite Landessprache und Englisch unterrichtet werden. Die Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) hat an ihrer Jahresversammlung in Basel die Sprachenstrategie von 2004 bestätigt, allerdings nicht einstimmig. EDK-Präsident Christoph Eymann (BS) sagte in Basel vor Medienvertretern, die Bildungsdirektoren hätten mit 22 zu 2 Stimmen bei einer Enthaltung und einer Abwesenheit der Sprachenstrategie zugestimmt. «Es gibt keinen Anlass, die Übung abzubrechen oder Änderungen vorzunehmen.»
Auch sei kein alternatives Modell in Sicht, das eine ähnlich grosse Zustimmung habe. Es sei wichtig, dass die Kantone untereinander eine Lösung finden, sagte Eymann. Eine Intervention des Bundes solle vermieden werden. Der Bund werde die Kantone bei der Umsetzung unterstützen, betonte Innenminister Alain Berset an der Medienkonferenz. Sollte allerdings ein Kanton definitiv beschliessen, eine Landessprache nicht in der Primarschule zu unterrichten, werde der Bund einschreiten.
Berset hatte bereits früher angekündigt, nicht tolerieren zu wollen, dass einzelne Kantone Frühfranzösisch- oder italienisch aus den Stundenplänen streichen. Eingreifen und eine Regelung durchsetzen könnte der Bundesrat auf Grund der Bundesverfassung.
Zweite Landessprache und Englisch
Die Sprachenstrategie wird mittlerweile in 23 Kantonen umgesetzt. Dabei wendet die Mehrheit der Kantone einen Kompromiss von 2004 an: Die erste Fremdsprache wird spätestens ab der 3. Klasse und die zweite spätestens ab der 5. Klasse unterrichtet. Gelernt werden eine zweite Landessprache und Englisch, die Reihenfolge wird regional koordiniert.
Die Umsetzung ist aber noch nicht abgeschlossen. EDK-Präsident Eymann kündigte an, die Konferenz werde bis 2015 eine Bilanz zur Harmonisierung der obligatorischen Schule erstellen. Zudem wollen die Bildungsdirektoren in Zusammenarbeit mit dem Bund ein nationales Programm für den Austausch von Lehrpersonen lancieren.
Die Aussprache über die Sprachenstrategie führten die Erziehungsdirektoren, weil in mehreren Kantonen mit politischen Vorstössen der Unterricht in einer zweiten Landessprache in der Primarschule in Frage gestellt wird.
Kinder können dispensiert werden
Laut dem St. Galler Bildungsdirektor Stefan Kölliker, der die EDK-Ost präsidiert, sollen die Schulklassen einen «ersten Durchlauf» mit dem neuen System abschliessen. Erst dann könne über mögliche Verbesserungen diskutiert werden.
In 14 Kantonen lernen nach Angaben der EDK die Primarschulkinder neben der Muttersprache zurzeit zuerst Englisch, in 12 Kantonen zuerst eine zweite Landessprache. Gemäss Vorgaben im kantonalen Recht können einzelne Kinder in begründeten Fällen vom Fremdsprachenunterricht dispensiert werden.
Die Diskussion über Frühfremdsprachen hat auch Bundesparlamentarier auf den Plan gerufen. Die Bildungskommission (WBK) des Nationalrates entscheide im Dezember, ob sie eine Kommissionsinitiative lancieren werde, die ein Obligatorium für eine zweite Landessprache auf der Primarstufe verlange, sagte Präsident Matthias Aebischer (SP/BE) auf Anfrage. Das sei das, was auch die Mehrheit der EDK wolle.
Lehrer verlangen Vorrang für Landessprachen
Die Lehrerinnen und Lehrer verlangen mit Blick auf die mehrsprachige Schweiz Vorrang für die Landessprachen: «Spätestens ab der 3. Klasse soll in allen Kantonen der Unterricht in einer zweiten Landessprache beginnen», schreiben der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) und der Westschweizer Verband Syndicat des enseignants romands (SER) in einer gemeinsamen Stellungnahme.
Im Oberstufenalter interessierten sich Jugendliche eher für die englischsprachige Kultur. Auch deshalb mache es Sinn, in der Primarschule mit der zweiten Landessprache zu beginnen. Die Lehrer wünschen sich auch Verbesserungen im Unterricht, beispielsweise mindestens drei Wochenstunden für die Früh-Landessprache.
Den Schülern und Schülerinnen wollen die Verbände die Möglichkeit geben, ab der 5. Klasse mit Englisch zu beginnen. Wer das nicht tut, soll in der zweiten Landessprache und/oder der Schulsprache gefördert werden. Auf der Oberstufe - vom 7. bis zum 9. Schuljahr - sollen die zweite Landessprache und Englisch obligatorisch sein.
Schliesslich plädieren die Lehrkräfte für mehr Austausch zwischen den Sprachregionen, sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch für ihre eigene Ausbildung. Auf der Grundlage des Sprachengesetzes könne der Bund Massnahmen mitfinanzieren und fördern.
SDA/thu
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