Kirchenfeldbrücke wird operiert
Die Verbindung zwischen Altstadt und Kirchenfeldquartier ist in einem schlechten Zustand. Nun wird die Brücke saniert und für vier Monate komplett gesperrt.
«Sie könnte jederzeit und vor allem beim Überschreiten einstürzen», schrieb der Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt 1943 über die Kirchenfeldbrücke, die er damals regelmässig überquerte. Das war und ist Fiktion. Die 137 Jahre alte Brücke muss jetzt zwar saniert werden, einsturzgefährdet ist sie aber nicht.
Bereits Mitte April haben die Vorbereitungsarbeiten zur Sanierung begonnen. Von einem Gerüst aus werden Risse an der Brückenkonstruktion und schadhafte Stellen an den Betonpfeilern repariert, zudem wird die Brücke verstärkt und erdbebensicher gemacht.
«Ohne die Sanierung würde sich die Lebensdauer der Brücke verkürzen», sagte Reto Zurbuchen am Dienstag vor den Medien. Es war Zurbuchens erster Auftritt als neuer Stadtingenieur. Er hatte diesen Posten zwar bereits seit Anfang Jahr interimistisch inne, am 1. Juli trat er das Amt offiziell an.
Nur Fussgänger haben Zutritt
Die Arbeiten am Brückenunterbau dauern bis im Januar 2019 – für Anwohner und Passanten sind sie mit keinen wesentlichen Beeinträchtigungen verbunden. Anders bei den Anpassungen auf dem Brückenoberbau: Hier werden unter anderem die Tramgleise und die Tramfugen saniert.
«Die Schienen und Oberleitungen sind am Lebensende angekommen», sagt Bernmobil-Direktor René Schmied. Diese Arbeiten haben erhebliche Auswirkungen auf die Innenstadt und das Kirchenfeldquartier: Während der Intensivbauphase vom 23. Juli bis voraussichtlich 9. November wird die knapp 230 Meter lange Brücke für den motorisierten Verkehr komplett gesperrt.
Die Brücke kann nur von Fussgängerinnen und Fussgängern sowie von Velofahrenden – die ihr Velo schieben müssen – passiert werden. Dieses Regime wird laut Reto Zurbuchen von einem Sicherheitsdienst «rigoros durchgesetzt», weil es für Velofahrer und Fussgänger nicht genug Platz auf den schmalen Trottoirs habe.
Auswirkungen auf den ÖV
Die Sanierung hat grosse Auswirkungen auf den öffentlichen Verkehr. Im Osten Berns werden die Trams der Linien 6, 7 und 8 durch Busse ersetzt – das 6er-Tram fährt aber immerhin zwischen Worb und der Haltestelle Egghölzli normal. Betroffen von Umleitungen sind auch die Buslinie 19, sie führt über die Monbijoubrücke, sowie geringfügig auch die Buslinie 10.

«Einige Haltestellen werden verschoben, der Helvetiaplatz wird aber immer bedient», sagt René Schmied (siehe Grafik). Der Fahrplan wird während der Bauarbeiten angepasst. Bernmobil bittet die Passagiere schon jetzt, genügend Zeit für die Fahrt zu berechnen. Weniger betroffen ist Berns Westen: Die Trams und Busse fahren wie gewohnt, allerdings wenden sie beim Bahnhof.
«Die Diva unter den Brücken»
Die Kosten für die Sanierung und den Gleisersatz der Kirchenfeldbücke belaufen sich auf insgesamt 17,6 Millionen Franken. Bernmobil übernimmt den Ersatz des gesamten Gleissystems, während die Stadt Bern die Instandstellung der Betonpfeiler finanziert. Die Kosten für die Stadt Bern betragen 6,8 Millionen Franken, jene für Bernmobil 10,6 Millionen Franken. Energie Wasser Bern steuert 200 000 Franken bei.
Die Stadtberner Baudirektorin Ursula Wyss (SP) betont, dass die Bauarbeiten so terminiert worden seien, dass die Festivitäten zum 100-Jahr-Jubiläum der Kunsthalle möglichst wenig tangiert würden. Auch arbeite man eng mit dem Museumsquartier zusammen.
Wyss bezeichnete die Kirchenfeldbrücke im Übrigen als «Diva unter den Berner Brücken». Sie sei jene Brücke, die am meisten in der Literatur erwähnt worden sei – neben Friedrich Dürrenmatt schrieb beispielsweise Friedrich Glauser über sie. Und sogar auf der Kinoleinwand hatte die Brücke einen grossen Auftritt. Der Film «Nachtzug nach Lissabon» aus dem Jahr 2013 mit Jeremy Irons in der Hauptrolle beginnt mit einem verhinderten Suizid auf der Brücke.
Infos:www.kirchenfeldbruecke.ch, Instagram: @kirchenfeldbruecke.ch, www.bernmobil.ch.
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