Kirche Erlenbach baut Wohnungen
An der Kirchgemeindeversammlung der Reformierten hat der Projektierungskredit für den Ersatzbau des Pfarrhauses heftige Diskussionen ausgelöst.
Von Patrick Gut Erlenbach – Mit 59 Ja-Stimmen segnete die Erlenbacher Kirchgemeindeversammlung vom Sonntag den Projektierungskredit von 380 000 Franken für den Ersatzbau des Pfarrhauses an der Drusbergstrasse ab. Bis es zu diesem Resultat kam, wurde heftig diskutiert, wie Kirchenpflegepräsidentin Hedy Anderegg auf Anfrage sagt. Es habe schon im Vorfeld der Kirchgemeindeversammlung kritische Stimmen gegeben. «Ich musste an der Versammlung mit einem Rückweisungsantrag rechnen», sagt Anderegg. So weit sei es dann doch nicht gekommen. Hauptdiskussionspunkt war der Plan der Kirchgemeinde, ein Mehrfamilienhaus als Ersatzbau für das Pfarrhaus an der Drusbergstrasse 19 in Eigenregie zu realisieren. Es könne doch nicht die Aufgabe der Kirche sein, ins Immobilienbusiness einzusteigen, fanden Kritiker. Neuer Anlauf beim Pfarrhaus Andere bemängelten, man sei vor der Versammlung zu wenig gut informiert worden. Einzelne Teilnehmer brachen eine Lanze für das alte Pfarrhaus und den Garten, die es zu erhalten gelte. Anderegg legte in ihren Ausführungen dar, dass schon seit den 50er-Jahren über die Zukunft des Pfarrhauses an der Drusbergstrasse diskutiert werde. Die jetzige Kirchenpflege habe im Sommer 2010 dann nochmals einen Anlauf unternommen. Dabei seien die verschiedenen Optionen diskutiert worden. Renovation des alten Pfarrhauses: Für 250 000 Franken liessen sich die dringlichsten Renovationen zur Werterhaltung durchführen. Fachleute hielten aber eine umfassendere Sanierung für dringend nötig. Diese würde eine halbe Million kosten. Die Kirchgemeinde müsste die Verzinsung der Investition tragen, weil der Mietpreis für ein Pfarrhaus von der Landeskirche festgelegt wird. Zudem wäre weiterhin mit hohen Unterhaltskosten zu rechnen. «Vor diesem Hintergrund geriet diese Variante, die von der Kirchenpflege zunächst favorisiert worden war, ins Wanken», sagt Anderegg.Abgabe der Liegenschaft im Baurecht: Aus Sicht der Kirchenpflege darf es sich bei einem Bauprojekt nicht um ein Renditeobjekt handeln. Entsprechend schwierig würde sich die Suche nach einem Investor gestalten, der das Grundstück im Baurecht übernehmen würde. Oder aber der Baurechtszins müsste sehr tief fixiert werden. Weil die Kirchenpflege ihren Nachfolgern keinen Knebelvertrag hinterlassen wollte, schied diese Variante aus. Verkauf der Liegenschaft: Diese Lösung hätte die Kirchenpflege entlastet, die Behörde hat sie aber von vornherein verworfen. «Wir wollten das Familiensilber nicht verscherbeln», sagt Anderegg. Eigenrealisierung eines Neubaus: Diese Variante habe die Kirchenpflege überzeugt, weil sie für die Zukunft die grösste Flexibilität biete. Vor allem in Hinblick auf die ungewisse künftige Finanzlage und die Mitgliederzahlen der Kirchgemeinde. Indem die Kirche den Neubau selber realisiere, erhalte sie bezahlbaren Wohnraum in der Gemeinde. Zwei Gebäude Letztlich vermochte auch das Projekt des Architekturbüros Wild, Bär, Heule aus Zürich zu überzeugen, das auf dem Grundstück zwei Gebäude vorsieht. Im neuen Pfarrhaus sind zwei Wohnungen geplant, im zweiten Bau bis zu sieben. Das Projekt nehme den heutigen Charakter des Quartiers auf. Die Kirchenpflege rechnet im Moment mit Gesamtkosten in der Höhe von 4,65 Millionen Franken. Der Baukredit soll den Stimmberechtigten im September 2012 vorgelegt werden. Mit dem Bau könnte dann im Sommer 2013 begonnen werden. Ja zu höheren Bezügen Die weiteren Geschäfte wurden von der Kirchgemeindeversammlung diskussionslos genehmigt. So sagten die Reformierten Ja zu einem Kredit von 576 000 Franken, mit dem über die nächsten vier Jahre 70 Prozent einer gemeindeeigenen Pfarrstelle finanziert werden sollen. Die weiteren 30 Prozent werden jeweils mit dem Budget vorgelegt. Keinen Widerspruch gab es bei der Anpassung des Entschädigungsreglements. Die Bezüge der Kirchenpflegepräsidentin werden von 11 000 Franken auf 18 000 Franken jährlich erhöht. Bei den übrigen Mitgliedern der Behörde steigt die Entschädigung von 3000 auf 8000 Franken. Auf der anderen Seite werden keine Sitzungsgelder mehr ausgezahlt. Und schliesslich nahm die Versammlung auch das Budget 2012 ab, das bei einem Aufwand von 2,4 Millionen ein Defizit von 0,3 Millionen Franken vorsieht.
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