«Kirchberg ist unser Wunschpartner»
Die Bürger von fünf Gemeinden im unteren Emmental entscheiden im Dezember über die Zukunft ihrer Sozialhilfestelle. Der krisengeplagte Sozialdienst Rüdtligen-Alchenflüh soll mit jenem in Kirchberg fusionieren.

Fünf Gemeinden im unteren Emmental könnten die in jüngerer Vergangenheit aufgetauchten Probleme im Sozialwesen bald definitiv hinter sich lassen. Aefligen, Lyssach, Kernenried, Rüdtligen-Alchenflüh und Rüti bei Lyssach sollen aus dem Gemeindeverband regionaler Sozialdienst Rüdtligen-Alchenflüh und Umgebung austreten und dem regionalen Sozialdienst Untere Emme beitreten. Das beantragen die jeweiligen Gemeinderäte ihren Einwohnern. Anfang Dezember haben die Stimmbürger an den Gemeindeversammlungen nun das letzte Wort.
Fehler festgestellt
Zur Erinnerung: Der Gemeindeverband regionaler Sozialdienst Rüdtligen-Alchenflüh und Umgebung hat turbulente zwei Jahre hinter sich. Im vergangenen Jahr wurde festgestellt, dass auf der Geschäftsstelle in Alchenflüh vieles nicht zum Besten stand. Unter dem langjährigen Leiter des Sozialdienstes wurde im administrativen Bereich fehlerhaft gearbeitet. Das führte dazu, dass viele Dossiers nicht mehr den heutigen Standards im Sozialwesen entsprachen. Der Verbandsvorstand reagierte, indem er sich im Sommer 2016 vom Stellenleiter trennte und externe Hilfe holte. Kostenpunkt: Ein Nachkredit von 200 000 Franken, für den die Verbandsgemeinden entsprechend ihrer Einwohnerzahl aufkommen mussten.
Mittlerweile befindet sich der Sozialdienst Rüdtligen-Alchenflüh wieder in ruhigeren Gewässern. Im Frühjahr 2017 ging der Verbandsvorstand zudem auf die Gemeinde Kirchberg zu mit dem Interesse, sich dem Sozialdienst Untere Emme anzuschliessen (wir berichteten). Diesem gehören seit dem 1. Januar 2015 auch Bätterkinden, Utzenstorf, Wiler und Zielebach an.
Lediglich ein Vetorecht
Der Zusammenschluss steht und fällt letztlich mit dem Entscheid der Kirchberger Gemeindeversammlung am 11. Dezember. Sprechen sich die Stimmbürger dort gegen die Fusion aus, wäre diese vom Tisch. Auch wenn vorher alle Verbandsgemeinden des Sozialdienstes Rüdtligen-Alchenflüh zugestimmt haben.
Laut der Kirchberger Gemeinderatspräsidentin Marianne Nyffenegger muss in Bätterkinden, Utzenstorf, Wiler und Zielebach hingegen nicht abgestimmt werden. «Ihnen steht gemäss aktuellem Vertrag lediglich ein formelles Vetorecht zu.» Allerdings hätte ein Veto weitreichende Folgen: «Wenn zwei Gemeinden von diesem Gebrauch machen, kommt die Erweiterung nicht zustande», so Nyffenegger. Es sehe aber nicht danach aus, denn die Exekutiven dreier Gemeinden hätten das Geschäft bereits verabschiedet, sagt sie.
An Grenzen gestossen
Überhaupt dürften die Chancen auf einen Zusammenschluss per 1. Januar 2019 nicht so schlecht stehen. Zumindest in Aefligen, Lyssach, Kernenried, Rüdtligen-Alchenflüh und Rüti bei Lyssach ist eher nicht mit grossem Widerstand zu rechnen. Denn die Probleme des Sozialdiensts Rüdtligen-Alchenflüh haben gezeigt: Kleinere Dienststellen stossen heute vermehrt an fachliche und personelle Grenzen. Die Stimmbürger und auch die Behörden dürften froh sein, wenn sie ihr Sozialhilfewesen in guten Händen wissen.
Susanne Schär, Gemeinderätin in Kernenried und Präsidentin des Gemeindeverbandes Sozialdienst Rüdtligen-Alchenflüh, sagt: «Der regionale Sozialdienst Untere Emme in Kirchberg ist aus regionalen Gründen und wegen seiner Grösse unser Wunschpartner.» Stimmen alle Gemeinden bis auf eine zu, gilt der Verband als aufgelöst. «Jene Gemeinde, die nicht zustimmt, müsste sich hernach im Sozialwesen selber organisieren», so Schär.
Wird der Gemeindeverband schliesslich aufgelöst und das Sozialwesen von Aefligen, Lyssach, Kernenried, Rüdtligen-Alchenflüh und Rüti bei Lyssach an den Sozialdienst Untere Emme übertragen, entstehen laut Schär einmalige Kosten von 35 500 Franken. Diese werden wiederum im Verhältnis der Einwohnerzahl auf die fünf Gemeinden verteilt. Auch die künftige Kostenbeteiligung am Sozialdienst würde wie bisher anhand der Einwohnerzahl berechnet.
Regionale Kommission
An der Organisationsstruktur des Sozialdienstes Untere Emme würde sich nach der Fusion nichts ändern. «Es bliebe beim Modell mit Kirchberg als Sitzgemeinde», erklärt Gemeinderatspräsidentin Marianne Nyffenegger. Die strategische Ebene obliege der regionalen Sozialkommission, in der alle Gemeinden mit je einem Mitglied vertreten seien. Die Kommission besteht bereits und würde um die Mitglieder der dazustossenden Gemeinden erweitert.
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