Kinder verunfallen auf dem Schulweg
Bei der Sicherheit der Kinder im Strassenverkehr ist die Schweiz höchstens Mittelmass, zeigen Studien.

Es geschah morgens um 10 Uhr. Ein Auto überfuhr am Donnerstag in Lyss BE einen Bub, der mit einem Trottinett unterwegs war. Trotz sofortiger Rettungsmassnahmen hatte das Kind keine Chance. Es erlag seinen Verletzungen.
Schweizer Strassen sind im europaweiten Vergleich sicher – mit einer Ausnahme. Sie betrifft ausgerechnet die Schwächsten: Auffallend viele Kinder verunfallen hierzulande.
In der Schweiz waren es in den letzten Jahren durchschnittlich 14 Kinder im Alter bis 14 Jahre, die jedes Jahr im Strassenverkehr getötet wurden. Eine Studie des European Transport Safety Council (ETSC) verglich die Schweizer Unfallzahlen mit 30 anderen europäischen Ländern – mit dem Resultat, dass die Schweiz europaweit nur im Mittelfeld platziert ist.
Von 2014 bis 2016 sind jährlich 7,5 Kinder gestorben
Um die Zahlen vergleichbar zu machen, haben die ETSC-Forscher die Anzahl Verkehrstote bis 14 Jahren auf eine Million Menschen berechnet. Zwischen 2014 und 2016 sind in der Schweiz, auf eine Million gerechnet, jährlich 7,5 Kinder gestorben. Damit ist die Schweiz in dieser Statistik nur auf Platz 15 von 31 Ländern – und schneidet schlechter ab als Deutschland und Italien. Spitzenreiter sind Norwegen (3,2) und Schweden (3,9) mit deutlich besseren Werten.
Sogar noch schlechter steht die Schweiz im «Sicherheitsbarometer 2018» da, den die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) diese Woche veröffentlicht hat. Dort sind in drei Viertel der Länder, die mit der Schweiz verglichen wurden, weniger Kinder tödlich verunfallt. Die noch schlechtere Klassierung erklärt sich vor allem damit, dass ein längerer Zeitraum von 2012 bis 2016 betrachtet wurde. Das Jahr 2012 ist wegen des Busunglückes in Siders VS, bei dem 22 Kinder gestorben sind, ein statistischer Ausreisser.
Für die schlechte Klassierung verantwortlich ist die hohe Zahl der Kinder, die als Fussgänger sterben. Das dürfte damit zu tun haben, dass Kinder in der Schweiz öfter selbstständig zu Fuss unterwegs sind und in der Mittagspause der Schulen nach Hause gehen, was im Ausland meist nicht möglich ist. 2016 zum Beispiel wurden in der Schweiz 12 Kinder im Verkehr getötet, 3 in Personenwagen, 3 auf dem Fahrrad und 6 als Fussgänger. Im selben Jahr trugen 193 Kinder schwere Verletzungen davon. Fast 60 Prozent von ihnen waren als Fussgänger und ungefähr 25 Prozent mit dem Fahrrad unterwegs.
Eltern sollen Kinder auf dem Schulweg begleiten
Eltern, die diese Statistiken lesen, könnten versucht sein, ihre Kinder mit dem Auto in den Kindergarten oder zur Schule zu fahren. Yvonne Achermann von der BfU ist mit dieser Interpretation nicht einverstanden. «Grundsätzlich ist das Auto für Kinder sicherer, als wenn sie zu Fuss oder mit dem Fahrrad oder einem Mofa unterwegs sind», sagt sie. «Dennoch ist es wichtig, dass Kinder schon im jungen Alter Erfahrungen als Fussgänger und als Radfahrer sammeln.» Achermann empfiehlt, dass die Eltern die Kinder, die erstmals zu Fuss unterwegs sind, so lange wie nötig begleiten. «Auch später sollten sie ab und zu mit den Kindern mitlaufen, um ihr Verhalten auf der Strasse zu überprüfen.»
Um die Autofahrer zu disziplinieren, sieht die BfU vor allem bei «finanziellen Anreizsystemen» Potenzial – etwa nutzungsabhängigen Versicherungsprämien, die auf dem persönlichen Fahrverhalten beruhen. Im Auto muss dafür ein Fahrdatenschreiber installiert werden, der zum Beispiel Geschwindigkeitsübertretungen misst und vorbildliche Fahrer mit einer tieferen Prämie belohnt.
Allerdings war das von den Unfallexperten empfohlene Modell bislang ein Flop: Salt (damals noch Orange) und Axa kippten entsprechende Modelle aus dem Angebot. Zu teuer, zu kompliziert, zu grosse Probleme mit dem Datenschutz, bringt es ein Versicherungsexperte auf den Punkt.
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