Der SCB schlägt AmbriKarhunens Paraden und Haas’ Geniestreich
Der SC Bern gewinnt das Saisoneröffnungsspiel gegen Ambri-Piotta 2:0; die 6750 Zuschauer wirken zufrieden.

Das 1:0 ist eine Reminiszenz an die guten alten Zeiten: Gaëtan Haas übernimmt in der Mittelzone an der rechten Bande die Scheibe, fährt ins gegnerische Drittel, umkurvt elegant Diego Kostner, verlädt brillant Ambri-Goalie Damiano Ciaccio und befördert den Puck Backhand ins Netz. Die guten Zeiten sind, man könnte es aufgrund der Corona-Krise glatt vergessen, noch gar nicht so alt. Es war im April 2019, als Mittelstürmer Haas im souverän gewonnenen Playoff-Final gegen den EV Zug im Berner Ensemble ein Schlüsselspieler war. Sein Treffer zeigt exemplarisch, weshalb Haas mittlerweile bei den Edmonton Oilers in der NHL spielt und daher in ein paar Wochen den SCB wieder verlassen wird.
Ansonsten ist mit Coach Don Nachbaur an der Bande in Bern weniger die feine Klinge gefragt. Der Austro-Kanadier hat im Vorfeld der Saison Tempo und Härte versprochen. Und tatsächlich, gegen den HC Ambri-Piotta dauert es nur rund 45 Sekunden bis zum ersten Check. Tristan Scherwey – wer denn sonst? – nagelt Michael Fora an die Bande. Das Bestreben, den Körper einzusetzen und schnell von der Verteidigung in den Angriff umzuschalten, ist klar ersichtlich.
Das 2:0 fällt 0,6 Sekunden vor der zweiten Pause
Deutlich erkennbar ist allerdings auch, dass die Mutzen die Abläufe noch nicht mit schlafwandlerischer Sicherheit beherrschen. In der eigenen Zone herrscht immer wieder Unordnung, und auch zu Gegenstössen kommen die Leventiner öfter, als Nachbaur lieb sein kann. Weil der SCB ein paarmal in Unterzahl agieren muss, sind die Gäste auch ohne den verletzten Hoffnungsträger Julius Nättinen während zweier Drittel eher die gefährlichere Mannschaft.
Und doch geht Bern mit einer 2:0-Führung in die zweite Pause. Zum einen präsentiert sich der finnische Goalie Tomi Karhunen in Glanzform, zum anderen gelingt 0,6 Sekunden vor der Sirene das 2:0. Ramon Untersander erobert den Puck, sprintet übers ganze Feld und legt quer – der mitgelaufene Kanadier Dustin Jeffrey verwertet cool. Da lässt es sich verschmerzen, dass der Schwede Ted Brithén zuvor mit einem Penalty an Ciaccio gescheitert ist.
Im Schlussabschnitt kontrollieren die Gastgeber das Geschehen über weite Strecken, Ambri fehlt es an Kraft und Klasse für eine Wende. Und wenn die Tessiner doch zu einer Chance kommen, ist der überragende Karhunen zur Stelle. Die 6750 Zuschauer in der nicht einmal halb vollen und doch ausverkauften Postfinance-Arena klatschen rhythmisch; sie scheinen mit dem Gebotenen zufrieden zu sein. Aus Berner Perspektive lässt sich nach dem 2:0 bilanzieren: noch nicht alles gut, aber Ende gut.
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