Kantonswechsel von Moutier Der Berner Jura organisiert sich neu – Biel verliert Konkursamt
Tavannes und Reconvilier werden die neuen Verwaltungszentren des Berner Juras. Notwendig macht diese Neustrukturierung der Wegfall von Moutier, das in den Kanton Jura abwandert.

Ab dem 1. Januar 2026 wird Moutier dem Kanton Jura angehören. Damit verliert der Berner Jura seine grösste Stadt, etwa einen Siebtel seiner Bevölkerung und nicht zuletzt einen wichtigen Verwaltungssitz. Die Steuerverwaltung, das Betreibungsamt, die Staatsanwaltschaft und die Geschäftsstelle Berner Jura des Regionalgerichts – sie alle und noch einige weitere kantonale Behörden müssen in spätestens drei Jahren umziehen. Insgesamt sind es rund 275 Vollzeitstellen, die der Kanton Bern zurzeit in Moutier unterhält – und die nun anderweitig organisiert werden müssen.
Am Freitagnachmittag hat der Kanton an einer Medieninformation bekannt gegeben, wie die Kantonsverwaltung im Berner Jura künftig aussehen soll. Unter der Flagge des Projekts «Avenir Berne romande» soll es «acht Kompetenzzentren im Dienste der Bevölkerung» geben, wie mitgeteilt wird, darunter sind auch Neuenstadt und Biel vorgesehen. Am stärksten an Wichtigkeit zulegen werden allerdings voraussichtlich die Gemeinden Tavannes und Reconvilier.
SVP-Regierungsrat Pierre-Alain Schnegg ist Präsident der Delegation des Regierungsrates für jurassische Angelegenheiten. Er sagt vor den Medienvertretern: «Wir haben im Vorfeld links und rechts gehört, dass der Wegfall die Französischsprachigkeit im Kanton Bern schwächt.» Es sei eine berechtigte Sorge gewesen. Doch mit der Lösung, die in den letzten 18 Monaten entwickelt wurde, werde die Frankophonie im Kanton sogar gestärkt. «Die Romands sind dem Kanton wichtig», bekräftigt Schnegg. Die Investitionen, die dieser tätige, seien der Beweis dafür: «Man baut heute nicht, um uns morgen den Rücken zu kehren.»

Tatsächlich investiert der Kanton gehörig in die Neuorganisation. In Tavannes soll so etwas wie die Verwaltungshauptstadt des Berner Juras entstehen. Aus Moutier werden etwa das Betreibungs- und Konkursamt und die Steuerverwaltung verlegt.
Es werden aber auch andere Ämter nach Tavannes geholt, beispielsweise das Grundbuchamt, das bis anhin in Courtelary beheimatet war, oder das Berufsinformationszentrum und die Denkmalpflege, die in Tramelan angesiedelt waren. Rund 140 Kantonsangestellte sollen im Gebäude der ehemaligen Fabrik Tavannes Machines zusammengeführt werden. Wie der Kanton schreibt, wird «das symbolträchtige Gebäude umgebaut und renoviert».
Neue Polizei-Basis wird in Reconvilier gebaut
In Reconvilier wird sogar neu gebaut. Auf der grünen Wiese an der Hauptstrasse soll hier ein neues Gebäude entstehen, in dem die Geschäftsstelle Berner Jura des Regionalgerichts, die Staatsanwaltschaft, die Jugendanwaltschaft sowie die Kantonspolizei für alle Belange nördlich des Pierre-Pertuis-Passes zusammengeführt werden sollen. Das 2500-Einwohner-Dorf wird dort mehr als 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterbringen – allerdings erst Ende 2029. Dann erst soll der Bau des neuen Stützpunktes abgeschlossen sein. Bis dahin sollen für die Standorte Übergangslösungen gefunden werden.
Das «Kompetenzzentrum Biel» wird in der Planung von «Avenir Berne romande» künftig als Zentrum der Zweisprachigkeit und als Bildungsstandort berücksichtigt. Schon länger bekannt war: Die beiden in Moutier beheimateten kantonalen Schulen ziehen nach Biel. Es handelt sich dabei um die Fachmaturitätsschule des französischen Gymnasiums Biel sowie das CEFF-Artisanat, die handwerkliche Berufsschule des Berner Juras. Zweitere wird ihre Räumlichkeiten mit dem BBZ Biel an der Salzhausstrasse teilen.
Biel verliert Betreibungs- und Konkursamt
Verlieren wird Biel das Betreibungs- und Konkursamt. Zwar bleiben der Schalter und das Betreibungspersonal in Biel beibehalten, Leitung und Hauptsitz der Konkursabteilung wandern jedoch nach Tavannes ab, in das neu geschaffene Administrations-Hauptquartier. «Das ist natürlich ein Wermutstropfen, aber in einer Dimension, die man verkraften kann», sagt der Bieler Stadtpräsident Erich Fehr.
Unter dem Strich sei er zufrieden mit der Neuverteilung: «Wir verlieren sehr wenig und im Bildungsbereich wird der Standort Biel massiv gestärkt.» Auf die Frage, ob Biel denn nicht auf ein grösseres Stück vom Kuchen geschielt habe und sich als Hauptstadt des Berner Juras positionieren wollte, winkt Fehr ab: «Das kann man nicht machen.» Es gebe zwar viele Gemeinsamkeiten und Verbindungen mit dem Berner Jura, aber: «Biel ist formell Teil des Seelands. Da brächte eine Vermischung nur Probleme mit sich.»
Bernjurassischer Rat bleibt in Neuenstadt
Zufrieden ist man auch beim Bernjurassischen Rat (BJR), der seinen Sitz in Neuenstadt behalten wird. Gestärkt wird der Standort am südlichsten Zipfel des Berner Juras, indem das Büro der Jugendbeauftragten des BJR ebenfalls dorthin verlegt wird. Bislang befindet es sich in Courtelary. Der Standort der Handelsmittelschule bleibt Neuenstadt ebenso erhalten wie die Geschäftsstelle Berner Jura des Amts für Bevölkerungsschutz, Sport und Militär.
Neben Biel, Neuenstadt, Tavannes und Reconvilier hat das Projekt «Avenir Berne romande» vier weitere Kompetenzzentren bestimmt: In Courtelary bleibt das Regierungsstatthalteramt Berner Jura sowie die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde bestehen.
Zusätzlich kommt aus Moutier die Schlichtungsbehörde dazu. Tramelan soll Zentrum für die französischsprachige Aus- und Weiterbildung bleiben und wird künftig wohl in Sachen Feuerwehr eine wichtigere Rolle spielen. St-Imier bleibt Spitalstandort und Sonceboz-Sombeval wird künftig Sitz des Gemeindeverbands «Jura bernois.Bienne».
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